Full text: Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit (Bd. 4)

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(Lützen) trafen die beiden Heere auseinander. Obgleich besonders 
die Preußen mit der größten Tapferkeit kämpften und anfangs 
siegreich vordrangen, mußten sich die Verbündeten doch vor der seind- 
lichen Übermacht zurückziehen. Unter den Verwundeten befand sich 
auch Scharnhorst, der nicht lange darauf seiner Wunde erlag. 
Napoleon merkte wohl, welchen Feind er jetzt an den Preußen vor 
sich hatte, und sagte: „Das sind nicht die Preußen von Jena und 
Auerstädt. Nicht einen Nagel von einer Kanone lassen sie sich 
nehmen." Auch bei Bautzen blieb Napoleon Sieger, doch er 
fühlte sich so geschwächt, daß er im Juni aus einen sechswöchigen 
Waffenstillstand einging. Die Verbündeten hatten sich lang- 
sam und wohlgeordnet nach Schlesien zurückgezogen. 
Die Zeit des Waffenstillstandes. Die Nachricht von dem Waffen- 
stillstand wirkte in Preußen niederschmetternd: man fürchtete einen 
schmachvollen Frieden. Österreich suchte in dieser Zeit den 
Frieden zu vermitteln. Als aber seine Vorschläge an den maßlosen 
Forderungen Napoleons scheiterten, trat es den Verbündeten bei 
und erklärte ebenfalls an Frankreich den Krieg. Da auch Schwe- 
den sich den Verbündeten anschloß und England sich zur Zahlung 
von Hilfsgeldern verpflichtete, konnten Napoleon, der inzwischen sein 
Heer auf etwa 450 000 Mann gebracht hatte, drei Armeen von ins- 
gesamt 500000 Mann entgegengestellt werden. Die Haupt- 
armee unter dem Fürsten Schwarzenberg, der zugleich der 
oberste Befehlshaber des ganzen Heeres war, stand in Böhmen, die 
schlesische Armee unter Blücher bestand aus Russen und 
Preußen; die schwedisch - preußische Nordarmee unter dem 
schwedischen Kronprinzen Bernadette, der früher als 
französischer Marschall an der Seite Napoleons gekämpft hatte, 
sammelte sich in Brandenburg. 
Der Kriegsplan der Verbündeten ging dahin: jeder einzelne 
Befehlshaber sollte vor Napoleon zurückweichen, bis die drei Armeen 
sich vereinigt hätten, um Napoleon gemeinsam vernichtend zu schlagen. 
Anderseits wollte Napoleon, der seine Streitkräfte bei Dresden ge- 
sammelt hatte, die gegnerischen Heere einzeln zerschmettern; das 
wäre ihm vielleicht gelungen, wenn die Marschälle über seine Kriegs- 
fünft verfügt hätten. 
Der Aortgang des Kampfes im Herbst 1813. Während Na¬ 
poleon selbst gegen die in Schlesien vermutete Hauptmacht vorrückte, 
sandte er den General Oudinot gegen die Nordarmee. In der 
Nähe von Berlin bei Großbeeren kam es zu einem erbitterten'
	        
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