Full text: Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit (Bd. 4)

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wohl den feinen Beobachter und scharfen Beurteiler wie den gewand- 
ten Schriftsteller. 
Der Prinzregent Wilhelm berief Moltke zum Chef des Großen 
Generalstabes, und die Feldzüge der Jahre 1864 und 1866, besonders 
aber die großen Waffentaten des Deutfch-französischen Krieges, be- 
wiesen auf das glänzendste, welches Glück König Wilhelm in der 
Wahl dieses vorzüglichen Offiziers gehabt hatte. Die schnelle und 
leichte Entfaltung der gewaltigen Heeresmassen, ihr rasches und siche¬ 
res Eingreifen und Zusammenwirken war ganz sein Werk. 
Preußens Stellungnahme zu dem Aufstand in Russisch - Polen 
1863. Der menschenfreundliche und freiheitlich gefinnte Zar Alexan¬ 
der II. hatte seinen Untertanen manche Erleichterungen verschafft, 
so besonders durch die Aushebung der Leibeigenschaft. Trotzdem kam 
es unter seiner Regierung in Russisch-Polen zu einem Aufstand, der 
für Rußland nicht ohne Gefahr war. Während Österreich und die 
Weftmächte zugunsten der Polen in Petersburg vorstellig wurden, 
fand Rußland bei Preußen Unterstützung. Der Ausstand wurde 
schnell unterdrückt. Preußen hatte sich durch sein Verhalten Ruß- 
lands Freundschaft gesichert und brauchte bei einem kriegerischen Zu¬ 
sammenstoß mit einem Nachbarstaat von ber Ostgrenze her nichts 
zu fürchten. 
Der Jürstettfag zu Frankfurt 1863. Eine Änderung der beut- 
sehen Bundesverfassung war von verschiedenen Seiten angeregt wor¬ 
den. Nachdem sich die Verhandlungen, die darüber gepflogen waren, 
zerschlagen hatten, berief Kaiser Franz Joseph eine Fürstenversamm¬ 
lung nach Frankfurt a. M. König Wilhelm von Preußen erschien 
auf Bismarcks Rat nicht. Der augenscheinlich gegen Preußen ge¬ 
richtete Verfassungsentwurf, wonach an die Spitze Deutschlands ein 
Direktorium unter Österreichs Vorsitz gestellt werden sollte, fand die 
Zustimmung von 24 Fürsten. Preußen verwarf ihn, verlangte da¬ 
gegen gleiche Stellung mit Österreich, Wechsel im Präsi¬ 
dium zwischen Preußen und Österreich unb Einbe¬ 
rufung eines Parlaments, bas aus direkten Wah - 
l e n hervorgegangen wäre. Ein Krieg zwischen Preußen und Öster¬ 
reich schien unvermeidlich. Er wurde vorläufig nur dadurch hinge- 
halten, daß beide Mächte zum gemeinsamen Handeln veranlaßt wur- 
den durch die Erneuerung der Schleswig-Holsteinschen Frage. 
Der Dänische Krieg. 1864. 
Die Veranlassung. Im Jahre 1863 hob Dänemark alle Vor-
	        
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