Full text: Geschichte des Mittelalters

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satz hinderte die Entwicklung des neuen Staates. Dazu kam, daß die 
Vandalen in dem warmen Klima und dem üppigen Wohlleben bald 
verweichlichten und den Angriffen von außen her keinen Widerstand 
mehr zu leisten vermochten. 534 wurde der letzte Baudaleukönig Gelimer 
von dem oströmischen Felbherrn Belisar gefangen nach Konstantinopel 
geführt. Afrika wurde eine Provinz des oströmischen Reiches. 
Burgunderreich (an der Rhone) 443. Die Burgunder hatten 
schon in der Mitte des 2. Jahrhunderts ihre Wohnsitze an der Ostsee 
zwischen Oder und Weichsel verlassen und waren nach Südwesten ge- 
zogen. Am Beginn des 5. Jahrhunderts wohnten sie am Mittelrhein 
um Worms. Um 440 aber wurden sie durch den römischen Feldherrn 
Aetius mit Hilfe der Hunnen furchtbar geschlagen. Dieser hatte sich das 
Ziel gesetzt Gallien der römischen Herrschaft zurück zu gewinnen. Ihre 
Reste ließen sich im Gebiet der Rhone nieder (seit 443). 
Angelsachsenreich in Britannien (ujiL_450)r- Von ihren Wohn¬ 
sitzen zwischen Niederrhein und unterer Elbe unternahmen die Angel- 
sachsen Raubzüge, die sie auch nach Britannien führten. Als die rö-- 
mischen Truppen von Stilicho zum Schutze Italiens abberufen worden 
waren (S. 16), mehrten sich die Überfälle und schließlich kam es zu dauern- 
den Niederlassungen der Angelsachsen in Britannien. Es bildeten sich 
dort mehrere Reiche, aus denen um die Mitte des 9. Jahrhunderts das 
Königreich England entstand. _ 
Gefährdung der nengegriindeten Germanenreiche durch Attila. 
Von den römischen Provinzen waren um die Mitte des 5. Jahrhunderts 
bereits ein Teil Galliens, Spanien, Afrika und Britannien in den Händen 
der Germanen. Den neu begründeten Germanenreichen aber drohte 
eine große Gefahr durch die Eroberungszüge des Hunnenkönigs Attila 
(d. h. Väterchen). Von seinem Reiche (im heutigen Ungarn) zog er 
unter steten Kämpfen nach Westen. Der römische Feldherr A ß t i u sx), 
der vorher die germanischen Reiche in Gallien bekämpft hatte (f. o.), 
schloß nun mit diesen (besonders mit den Westgoten) ein Bündnis. Auf 
den Katalaunischen Feldern (zwischen Seine und Marne) 
kam es zur Schlacht die eine wahre Völkerschlacht war. ty-S 
Sie blieb unentschieden, aber Attila war so geschwächt, daß er 
abziehen mußte1.2) Aetius hatte die westeuropäischen Länder und 
'ihre Kultur vor den Mongolen gerettet. Im nächsten Jahre 
erschien Attila in Italien. Er drang bis AquiUeja vor,3) kehrte aber 
dann unerwartet rasch um. Er sah wohl ein, daß seine Reiter 
in dem gebirgigen Italien nichts ausrichten würden; auch die in seinem 
*) Aötius hatte dieselbe Stellung und dieselbe Aufgabe wie Stilicho; et 
toar aber kein Germane. Wegen seiner Tapferkeit nannte man ihn den „letzten 
Römer". Auch er wurde wie Stilicho vom Kaiser aus Mißtrauen ermordet. 
2) Der Sage nach kämpften die Geister der Gefallenen in der Luft noch 
weiter. 
') Damals sollen die Bewohner Aquilejas auf die Laguneninseln nördlich 
«er Pomüudung geflohen sein und dort Venedig gegründet haben. 
Ebner, Geschichte. II. 2
	        
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