134 Dritter Abschnitt.
Durch List eroberte ihr König Titus Tatius die römische Burg,
welche auf dem capitolinischen Hügel lag. Als nämlich Tarpeja, die
Tochter des römischen Befehlshabers in der Burg, Wasser holen
wollte, fiel sie den Sabinern in die Hände. Nach vielen Bitten
hat die Ucber-ließ sich das Mädchen bewegen, ihnen die Burg zu überliefern,
siedlung der wenn sie ihr das gäben, was sie am linken Arme trügen; sie
Rom zur deutete dabei auf die goldenen Armringe der Feinde. Tie Sabiner
Folge versprachen dies hoch und theuer. Sobald sie aber in der Burg
waren, schleuderten sie ihre Schilde auf das Mädchen und tödteten
es; denn auch diese trugen sie am linken Arme. Es kam bald zum
Kampfe zwischen Römern und Sabinern, und den Letztern schien
das Glück hold zu sein. Da stürzten auf einmal mitten im hitzig-
sten Streit die geraubten sabinischen Frauen unter die Kämpfenden
und wußten dieselben durch Bitten und Vorstellungen zu bewegen,
Friede zu schließen. Die Sabiner und Römer sollten hinfort nur
ein Volk sein, in Rom wohnen und die königliche Würde zwischen
Romulus und Titus Tatius getheilt bleiben. Darnach siedelten die
Sabiner nach Rom über, erhielten Sitz und Stimme im Senat und
blieben, obwohl ihr König bald umkam, auch nachher unter des
Romulus Alleinherrschaft daselbst wohnen. Dieser regierte im Ganzen
37 Jahre gut und glücklich und verließ auf höchst wunderbare Weise
Romulus die Welt. Bei einer Musterung des Heeres entstand ein schweres
wird zu den Gatter; die Sonne verfinsterte sich, und der Tag verwandelte sich
Göttern ent- ' 1 ' u 1 '
rückt. 717. in Nacht. Als die Sonne sich wieder zeigte, war Romulus ver¬
schwunden. Es gieng das Gerücht, der Kriegsgott Mars habe ihn der
Erde entrückt und zum Himmel emporgehoben. Lange Zeit verehrte das
römische Volk den Romulus als einen Gott und nannte denselben Qui-
rinus. Eine spätere Sage erzählt, daß Romulus von den Senatoren,
denen seine Herrschaft verhaßt gewesen, bei Seite geschafft worden sei.
Nach dem Tode des Romulus ward im folgenden Jahre
Numa Pornpilius, ein Sabiner und Schwiegersohn des Titus Tatius,
Numavon König in Rom. Er machte sich durch seine vortrefflichen Gesetze
un^ Einrichtungen, die Verbesserung der Zeitrechnung und die
weise Gesetze, Beförderung des Ackerbaus, sowie durch die Begründung der römischen
und stirbt679. (5taat§reltgton um das Wohl seiner Unterthanen sehr verdient. Wegen
dieser weisen Einrichtungen verbreitete sich die Sage, die Nymphe
Egeria sei die Vertraute des Numa gewesen; sie habe den König
oft bei sich empfangen, ihm alle diese Anordnungen mitgetheilt und
befohlen, solche dem Volke zu geben. Numa starb 80 Jahre alt,
679 v. Chr., nachdem er 37 Jahre höchst segensreich regiert hatte.