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Erster Abschnitt.
Verteidigung des Landes beauftragt; aus ihnen wurden die Könige
gewählt. 3) Die Gewerbtreibenden (Waischis), Ackerbauer und Han-
delsleute. 4) Die Sudras, besiegte Ureinwohner, bilden die dienende
Klasse; sie sind von dem Lesen der Bedas ausgeschlossen und von
den übrigen Kasten verachtet, aber nicht unrein. Durch Verheira-
tungen aus verschiedenen Kasten sind mehrere verachtete Mischkasten
entstanden; am verachtetsten aber sind die Parias, die Nachkommen
der nicht unterworfenen Ureinwohner, deren bloße Berührung den
Reinen den größten Nachtheil bringt.
Indien ist niemals zu einem einzigen Reiche vereinigt gewesen;
es gab verschiedene Herrschersitze, die oft mit einander in Feindschaft
standen; in jedem einzelnen Reiche herrschte die starrste Gliederung,
so daß selbst das kleinste Dorf ein streng abgeschlossenes Ganze bil¬
dete, wobei natürlich kein Gemeinsinn und keine Vaterlandsliebe auf-
kommen konnte. Ein heftiger Kampf entstand, als Gautama, ge-
Buddha, nannt Buddha (d. i. der Weise), Stifter einer neuen Religion
1 543 wurde (im 6. Jahrhundert v. Chr.). Da diese keine Kasteneintheilung
anerkannte, so sah sich die Priesterkaste der Brahmanen nicht nur in
ihrer Religion, sondern auch in ihren Staatseinrichtungen auf das
empfindlichste bedroht und veranlaßte gegen den Buddhaismus die wü-
thendste Verfolgung, welche damit endete, daß derselbe aus Vorderindien
gänzlich vertrieben ward, dagegen die weiteste Verbreitung über das
östliche Asien gewann. Von fremden Eroberern ist Indien bis auf
Alexander den Großen unberührt geblieben. Um das Jahr 56 v.
Chr. führte ein König Vikramaditya Indien zu seiner höchsten
Blüte.
Denkmäler Von der frühzeitigen hohen Bildung der Inder zeugen eine
er und 1 ungemein reiche Literatur, sowie die großartigsten Baudenkmäler.
Baukunst Unter der Literatur der Inder nehmen die schon erwähnten
Bedas (d. i. Wissen, Geoffenbartes) die erste Stelle ein. Auf sie
gründet sich Religion und Gesetzgebung, ja sie sind die Quelle aller
übrigen indischen Literatur geworden. Diese erstreckt sich in unüber-
sehbarem Reichtum über alle Zweige der Dichtkunst *), der schönen
und wissenschaftlichen Prosa.
*) Unter den Heldengedichten ist der Ramajana eins der ältesten. Er
schildert den Wandel des R a m a, eines verbannten Königssohns, der,
als die siebente Verkörperung des Vischnu die Bestimmung hatte, die
Welt von einem bösen Riesenkönig zu erlösen, viele Thaten verrichtete,
den Feind endlich bezwang und dadurch sein väterliches Reich wieder