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Belagerten den letzten Schutz suchten. Solch ein „Burgstall" war
Waiblingen. In den größeren „Hofburgen" umfaßte der um-
friedete Raum außer dem Bergfriede den „Palas" mit der für
Festlichkeiten bestimmten Halle, die Wohnräume, namentlich die
„Kemenate" für die Burgfrau, die Kapelle und wohl auch einen
zweiten Turm, von welchem der Türmer Ausschau hielt; gewöhn¬
lich auch Brunnen und Burglinde. So auf der Wartburg. Den
Eingang bildete ein gewölbter Gang mit Fallgitter und Pechnase.
Außerhalb der Zugbrücke lag ein äußerer, mit Türmen und
Zinnen befestigter Hof, den Wirtschaftsgebäude und Gesinde-
räume umgaben.
5. Das Rittertum bezeichnete als Inbegriff aller Tugend
das Maßhalten (diu mäze); in der letzten Stauferzeit jedoch
ging es auf in Trunksucht und Wegelagerei. Noch heute aber
freuen wir uns der herrlichen Dichtung, die es geschaffen hat.
Das Nibelungenlied und die Gudrun haben ritterliche
Spiellente verfaßt und vorgetragen; die Dichter der höfischen
Epen: Hartmann von Au, Wolfram von Eschenbach,
Gottfried von Straßburg waren Ritter wie Walt her
von der Vogelweide, dessen Lieder an den Höfen der
Fürsten und Edeln Gott priesen und die schöne Welt und das
Vaterland:
Tiuschiu man sint wol gezogen
Reht als engel sint diu wip getan.
4. Kaiser Friedrich der Rotbart.
1. Ein schönes Arbeitsfeld fand der deutsche Ritterstand in
den Kämpfen gegen die heidnischen Wenden jenseits der Elbe.
An ihrer Spitze breitete der Herzog von Sachsen und Baiern,
Heinrichs des Stolzen jugendlicher Sohn Heinrich der Löwe,
sein Machtgebiet von den Alpen bis zur Ostsee aus. München
und Lübeck verdanken ihm Entstehung und Ausschwung, wie
auch der niederdeutsche Land- und Seehandel.
2. Mit derselben Treue standen die Ritter dem schönen
und leutseligen Friedrich I., welchen Konrad III. statt seines
eigenen Sohnes zum Nachfolger empfohlen hatte, in den gefahr-
vollen Kämpfen um die Oberherrschaft in Italien zur Seite.
Als sich in der Nacht nach seiner Kaiserkrönung die Römer em¬
pörten, verdankte er im Straßenkamps sein Leben der Tapferkeit
Heinrichs des Löwen; auf dem Heimzuge rettete ihn in der
Klause von Verona Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, ein ander¬
mal der schwäbische Ritter Hermann von Siebeneichen, welcher,