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Dem einigen Deutschland fiel keine Großmacht in den
aufgehobenen Arm! Dänemark erhielt auf seine Bitten den
Frieden zu Wien. Schleswig-Holstein, „up ewig ungedeelt",
kam „los von Dänemark". Von der Elbe bis zur Königsau
waltete wieder deutsche Sprache, deutsche Predigt, deutsche Schule.
Ein alter Schimpf war durch Bismarcks Staatsweisheit
und die Feldherrnkuust Moltkes, des Chefs im Großen
Generalstabe, getilgt vom deutschen Namen.
König Wilhelm aber sprach zu seinem Heere: „Somit
hat sich die neue Organisation, welche ich der Armee gegeben
habe, glänzend bewährt. In Stolz und Freude blicke ich auf
meine ruhmreiche gesamte Kriegsmacht."
9. Der Deutsche Krieg 1866.
1. König Wilhelm war mit seinem Minister einig in dem
Entschlüsse, die vorwiegend mit preußischem Gnt und Blut er-
oberten Elbherzogtümer seinem Lande einzuverleiben (zu „auuek-
tieren"), sie zu einer Stütze seiner aufstrebenden Seemacht zu
machen. Wenn Österreichs Ansprüche zu einer Abrechnung
führten, so bot diese die Handhabe, ein neues Deutschland
zu schaffen unter Preußens Leitung, wie es das Frankfurter Par-
lament begehrt hatte. Mit schmerzlichem Seelenkampfe zwar
schritt der greise König zum Kriege gegen das von Kind auf
geschätzte Österreich; aber die Pflicht überwog bei ihm wie
immer. Bismarck jedoch ließ sich durch die Aussicht auf einen
„Bruderkrieg" so wenig hemmen in seiner großen Bahn wie durch
das Toben der Presse. „Ich werde dereinst," sagte er, „der
populärste Mann Deutschlands sein."
Die treue Mahnung des Großherzogs Friedrich von
Baden vermochte die Mittel- und Kleinstaaten nicht zur Neu-
tralität zu bewegen. Der Bundestag verfügte am 10. Juni auf 1866
Österreichs Antrag die Bundes-Exekution gegen Preußen; dieses
erklärte alsbald den Beschluß für einen Bundesbruch und schlug
die Gründung eines neuen Bundes vor, der ohne Österreich und
mit einem aus unmittelbaren Wahlen hervorgehenden
Reichstag errichtet werden solle.
2. Die Höfe von Sachsen, Kurhessen, Hannover lehnten
König Wilhelms Bündnis ab. In drei Tagen waren die drei
Länder von den Preußen besetzt. Der blinde König Georg V.
von Hannover eilte mit seinen mangelhaft ausgerüsteten Truppen
den Bayern zu. Die Leine hinauf, die Unstrut hinunter mar-
schierend, geriet sein Heer zwischen die Preußen; es mußte nach
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