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Regierung, den Kammern und den Parisern den Vorwand m
wüstem Kriegs-Getöse. Als nun Leopold auf die Krone ver¬
zichtete, schickten die französischen Machthaber an Benedetti
telegraphischen Befehl, von König Wilhelm in Ems die schrift-
llche Versicherung zu verlangen, daß er die Kandidatur eines
„preußischen Prinzen" nie zulassen werde. Ruhig wies der
königliche Greis das Ansinnen ab. Die kaiserlichen Minister
behaupteten, darin eine Beschimpfung Frankreichs zu erblicken
Das Kriegsgeschrei: „Nach Berlin!" übertönte die Stimme be-
sonnener Warner.
Der Krieg fand Deutschland einig, wie es Bismarck schon
vor Jahren vorausgesagt hatte. Die „Wacht am Rhein" er¬
klang von den Alpen bis zum Meere. Fürsten uud Völker
scharten sich voll Vertrauens zu Gott, „dessen Gericht den Frevler
straftum den König, der selbst den Oberbefehl übernahm über
das deutsche „Volk in Waffen", öffentlich gelobend, er wolle
„dem deutschen Volke Treue um Treue entgegenbringen und
unwandelbar halten".
Wieder eilten Jünglinge und Männer freiwillig unter die
Fahnen, selbst aus fernen Erdteilen. Gespornt und geleitet von
der erhabenen Kaiserin und ihrer edeln Tochter, widmeten sich
die deutschen Frauen und Mädchen im Schmucke des „Roten
Kreuzes" den Kranken und Verwundeten.
Am 19. Juli, dem Todestage seiner Mutter, erneute König
Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. In der Stunde,
da er in Charlottenburg an den Grüften seiner Eltern weilte,'
is.Juli ward in Berlin die verantwortungsvolle Kriegserklärung
Frankreichs mit der entschlossenen Begeisterung eines Volkes auf-
genommen, das „sein Alles freudig setzt an seine Ehre".
3.^ Mit unbeschreiblichem Jubel wurde der Kronprinz,
„die glänzendste Heldengestalt, welche je unter einem deutschen
Helme geschritten ist", in Süddeutschland empfangen, dessen
Truppen seinem Befehl in der Dritten Armee zugewiesen
waren.
Der Aufmarsch vollzog sich nach Moltkes lang erwogenen
Plänen ohne Schwierigkeit. „Unser Fritz" brach über die Lauter
ins Elsaß vor und schlug mit seinen Preußen und Bayern den
Marschall Mac Mahou bei Weißen bürg. Bahnzüge voll
gefangener Turkos eröffneten den „militärischen Spaziergang
nach Berlin".
s.Aug. Zwei Tage später errang er den großen Sieg bei Wörth.
1870 Zur selben Stunde erklommen in nicht minder todesmutigem An-
stürm brandenburgische, rheinländische, hannöverische Regimenter
und hohenzollerische Füsiliere der Ersten und Zweiten