er sie bei der Bändigung des Hengstes Bnkephalas bewies, aber
anch einen weltumspannenden Ehrgeiz. „Mein Vater wird alles
erobern und mir nichts übrig lassen," klagte er bei einer Sieges¬
nachricht. Bei Chäronea gab er den Ausschlag.
2. Kaum im Besitz der Krone, eilte er, sich von den
Griechen als Kriegsherrn gegen die Perser ausrufen zu lassen.
Nur die Lacedämonier schlössen sich aus: sie seien gewohnt, andere
zu führen, nicht sich führen zu lassen.
Zunächst galt es, die Grenzen des eigenen Landes zu sichern.
So zog der königliche Jüngling gegen die nordischen Bar¬
barenstämme. In den Pässen des Balkan hielten die Thraker
Wagen bereit, die auf die anrückenden Mazedonier niederrasseln
sollten. Auf des Königs Weisung jedoch sprangen die Hopliten
zur Seite oder legten sich truppweise auf den Boden, mit ihren
Schilden sich sorgfältig deckend, so daß die Fuhrwerke unschädlich
über sie hinrollten wie über eine Schildkröte. Alsbald wurde
die Paßhöhe erstürmt und dann die Tribokker im heutigen Bul-
garten unterworfen.
Auch die breite Donau überschritt das Heer in einer Nacht.
Die Hopliten in ihren Lederkollern und runden Filzhüten ordneten
sich, 12 bis 16 Glieder tief, in lange, festgeschlossene Linien;
die schwere Stoßlanze (Sarise) gefällt, ging diese mächtige Pha-
lanx durch das wallende Korn gegen die Geten vor, die sofort
die Flucht ergriffen. Nun bezwang der König auch die Berg-
Völker Jllyrieus.
3. Inzwischen verleitete das Gerücht, der König sei gefallen,
die Thebaner zur Empörung. Blitzschnell eilte Alexander her^
bei. Nachdem die Frist zu freiwilliger Übergabe verstrichen war,
gebot er, der Ungeduld des Heeres ungern nachgebend, den
Sturm. Entsetzlich büßte Theben die alte Schuld, daß es einst
auf der Seite des Persers gestanden, die gefangenen Platäer ab-
geschlachtet und die Zerstörung des von Lysander bezwungenen
Athens gefordert hatte. Der König überließ seinen griechischen
Verbündeten, die Strafe des Abfalles zu bestimmen. Die Mauern
und Häuser wurden geschleift, die Einwohner, soweit sie nicht
gefallen oder entflohen waren, 30 000 Menschen, in die Sklaverei
verkauft. So hatte noch keine große Hellenenstadt geendet. Ver¬
schont blieben nur die Kadmea und die Tempel, das Haus und
die Nachkommen des Dichters Pinbar, der zur Zeit der Perser-
kriege die Sieger in den Festspielen verherrlicht hatte.
Griechenland war mürbe. Unbesorgt konnte der König den
von seinem Vater vorbereiteten Rachezug gegen Persien antreten.