Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen

her, Rutenbündel tragend, worin Beile staken, ein Zeichen seiner 
Gewalt, mit Stäupung uud Enthauptung zu strafen. Auf dem 
nahen Berge Kap itol eröffnete er eine Freistatt für Heimat- 
lose, und als die Bürger der Nachbarstädte sich weigerten, den 
Seinen ihre Töchter zu vermählen, lud sie der König samt ihren 
Angehörigen zu einem Festspiel, und dabei raubten die Römer 
die zuschauenden Mädchen. 
3. Der Rache der Städte kam Romulus' rasche Tapfer- 
keit zuvor. Aber die Sabin er im Apennin, dessen Schluch- 
ten die Tiber entströmt, bemächtigten sich der Burg auf dem 
Kapitol. Tarpeia, des Burgvogts Tochter, öffnete ihnen das 
Thor; aber statt der goldenen Spangen, welche sie ihr ver- 
sprechen, warfen sie die schweren Schilde aus die Verräterin. 
Das Römerheer (bie Legion) bestürmte den Berg. Auf dem Felde 
zwischen Kapitol und Palatin tobte der Kampf; da warfen sich 
die geraubten Sabinerinnen zwischen ihre Gatten uud Väter, und 
ihren Bitten gelang die Versöhnung. — Die Sabiner wurden 
mit den Römern unter gleichem Rechte zu dem Gesamtvolke der 
Quiriten verbunden; nordöstlich des Kapitals aus dem Quiri- 
ualischen Hügel bauten sie ihre strohgedeckten Hütten. 
4. Während einer Heerschau wurde Romulus in einem 
Gewitter entrückt, und sein Volk verehrte ihn neben Jupiter 
(— Zeus) und Mars unter dem Namen Quiriuus als Stadt- 
gott. Der Senat, 190 vornehme Greife, die er zu seinem Rat 
erlesen, wählte den weifen Sabiner Nnma zu seinem Nach- 
folger, Der gewöhnte in langem Frieden das kriegerische Volk 
an Gottesdienst und an die Gesetze, die ihm die Nymphe Egeria 
im Waldesduukel am heiligen Quell offenbarte. 
2. Die Horatier uud Curiatier. 
1. Um so kampflustiger war der dritte König Tullus 
Hostilius. Selbst mit Roms Mutterstadt Alba scheute er 
ben Krieg nicht. Schon rückten bie Albaner heran; nur der 
Vorschlag ihres Feldherrn, den Krieg durch einen Einzelkampf 
beizulegen, verhütete größeres Blutvergießen. 
In beiden Heeren standen Drillingsbrüder; sie fanden sich 
bereit, den streit auszutragen. Die Heere bildeten einen Ring 
uud verpflichteten sich durch feierliches Opfer, daß der besiegte 
Teil sich dem Sieger unterwerfe. Zwei Römer lagen bereits 
im Blute; die drei Albaner waren verwundet. Da wendete sich 
der unversehrte Horatius arglistig zur Flucht, und als die 
drei Curiatier ihm in Abständen nachsetzten, stach er sie einzeln 
nieder. Die Römer jubelten; Alba war ihnen unterthan. 
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