72 8 21. Der zweite Panische Krieg.
Als die Karthager einer römischen Gesandtschaft wegen der Er--
oberung Sagunts Genugtuung verweigerten, erklärte diese den
Krieg (219).
1) Siege Hannibals. Schon längst hatte Hannibal seine
Vorbereitungen getroffen. Dieser Mann, der den größten Feldherren
des Altertums würdig an die Seite gestellt werden kann, hatte den
großartigen Plan gefaßt, zu Lande in Oberitalien einzudringen, um
sich dort mit den noch unruhigen Galliern zu verbinden. Mit
90000 Mann*) Fußvolk und 11000 Reitern brach er von Neu-
Karthago auf, schlug sich unter großem Verluste durch die Pyrenäen-
Völker durch, erzwang durch List und Gewalt den Übergang über den
Rhodanus und überschritt unter steten Gefechten mit den kriegerischen
Bergvölkern und unter unsäglichen Schwierigkeiten die Westalpen (den
kleinen St. Bernhard). Nach einem Marsch von fünf Monaten kam er
mit 20000 Mann Fußvolk und 6000 Reitern im Polande an. Dort trat
ihm der Konsul P. Cornelius Scipio, der den Hannibal an dem
Rhodanus verfehlt, dann seinen Bruder Cn. Scipio mit dem Heere
nach Spanien gesandt und selbst in Oberitalien die dort befindlichen
Truppen zusammengerafft hatte, am Ticinus entgegen, wurde aber
in einem Reitergefechte vollständig geschlagen und selbst schwer ver-
218 wundet (Herbst 218). Nach dieser Schlacht zog sich Scipio auf das
rechte Poufer zurück und hielt sich bei Placentta in einem verschanzten
Lager. Indessen hatte der Senat auf die Kunde von dieser Nieder-
läge den andern Konsul, Tib. Sempronius Longus, von Sizilien
zurückgerufen, der sich auch glücklich mit Scipio vereinigte. Aber
Hannibal verlockte ihn an der Trebia zu einer Schlacht (im
218 Winter 218), in welcher das römische Heer bis auf 10000 Mann,
217 die durchbrachen, niedergemacht wurde. Im folgenden Frühjahre (217)
deckten zwei konsularische Heere (das eine bei Ariminum, das andere
bei Arretium) Mittelitalien, aber Hannibal ging weiter westlich
über den Apennin, sehte seinen Marsch durch das überschwemmte
Arnotal (die Sümpfe) unter großen Beschwerden und Verlusten —
er selbst verlor ein Auge — fort; reizte den ungestümen Konsul
C. Flaminius zu seiner Verfolgung und überfiel ihn dann am
-17 Trasimenifchen See (Frühl. 217). Die Schlacht endete mit der
Vernichtung des römischen Heeres; Flaminius selbst fiel. Durch soviel
Unglücksfälle erschüttert, wählten die Römer einen Diktator, Q. Fabius
Maximus (Cunctator). Hannibal aber marschierte durch Umbrien
und die fabellischen Landschaften nach Apulien, um die römischen
Bundesgenossen Unteritaliens für sich zu gewinnen. Hier trat ihm
Fabius entgegen, ohne sich auf eine Schlacht einzulassen. Hannibal
durchzog Samnium und Campanien, sah sich bei Casilinum in
einem Engpasse abgeschnitten, bahnte sich aber durch eine Kriegslist
*) Von diesen ließ er 10000 Mann im Ebrolande zurück, 19000 schickte er
nach Hause.