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eine Nebenlinie der braunschweigischen Herzvgsfamilie wohnte, befindet sich
jetzt eine Erziehungsanstalt für unversorgte und verwahrloste Kinder (Wilhelms-
stift). Holzminden (9000 Ew.) hat seinen Namen von der Holzminde
(„Waldgeschmeide"), welche sich wie ein glänzendes Silberband durch die
Buchen- und Fichtenwaldnngen des Solling entlang zieht und in die Weser
mündet. Die Stadt Holzminden ist neben einer Burg entstanden, welche die
Grasen von Eberstein hier am r. Wesernser einst gegründet haben, die aber
jetzt nicht mehr vorhanden ist. Bemerkenswerte alte Gebäude hat Holzminden
nicht, da die Stadt im 30jährigen Kriege (1640) mit Ausnahme der
Kirche und des Rathauses durch die Kaiserlichen zerstört wurde. Da-
gegeu ist Holzminden weithin bekannt durch die vom Baumeister Haarmaun
begründete Baugewerkschule, die von etwa 1000 jungen Männern besucht
wird, die Maschinenbauer, Maurer- und Zimmermeister werden wollen.
Holzminden ist der Weserhasen für die Erzeugnisse des Solling (Steine, Holz,
Glas), die von hier aus aus großen Kähnen (Weserböcke, Schleppdampfer!)
verschickt werden. Im Sommer fährt der Personendampfer „Fürst Bismarck"
wöchentlich dreimal stromabwärts in der Richtung Müuden, Holzminden,
Hameln und dreimal in umgekehrter Richtung stromaufwärts.
§ 10* Die Wesergegettd.
1. Der Solling ist ein Gebirge zwischen der mittleren Weser und
Leine, welches im S. durch die Schwülme (r. Nbfl. der Weser) vom
Bramwalde und im N. durch die Bever (r. Nbfl. der Weser) vom Eber-
steiner Burgberge getrennt wird. Der nw. Teil des Solling gehört zum
Herzogtum Braunschweig, der sö. Teil gehört zur Provinz Hannover. Der
Solling hat im Grundriß die Form eines Kreises, dessen Durchmesser etwa
22 km beträgt (Massengebirge!). Der höchste Berg ist der Moosberg (500 m),
der gleich dem Brockenfelde und dem Bruchberge im Harze mit Torfmooren
bedeckt ist, weil das Wasser von seiner flachen Kuppe keinen Abfluß hat; daher
giebt es auch hier Torfstiche und eine Försterei Torfhans. In Neuhaus iu der
Mitte des Solling (Sommerfrische!) befindet sich (ebenso wie in Boffzen und
Schorborn) eine Glashütte. Hier foll der wilde Jäger Hackelberg Förster
gewesen sein, und aus dem benachbarten Moosberge jsvll er begraben sein.
Eine andere Sage berichtet, er sei auf dem Kirchhofe in Altendorf bei Holz-
minden begraben. Der Solling besteht größtenteils aus rotem Saudstein, der
iu Quadern und Platten gebrochen wird. Die Quadersteine werden zu
Häuser- und Brückenbauten sowie zu Thor- und Staketpfeilern benutzt. Die
dickeu Platteu eignen sich zum Belegen vou Bürgersteigen, während die dünnen
Platten (Chokoladensteine) statt der Ziegel zum Deckeil und Behängen der
Hänser gebraucht werden. Da der Bnntfandstein des Solling eine beträcht-
liche Menge Thon enthält, so giebt er beim Verwittern einen fruchtbaren
Boden. Daher ist das Gebirge mit schönen Buchen-, Eicheu- und Fichten-
Wäldern bedeckt, zwischen denen sich grasreiche Wiesen ausdehnen.