Full text: Geschichtserzählungen

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gegeben. Aber er verdiente noch eher der Große zu heißen. 
Denn dieser Heinrich I., mit dem nun (919) die Reihe der 
Kaiser aus dem Stamme der Sachsen beginnt, war 
ein vortrefflicher Herrscher. Er wußte die widerspenstigen Her- 
zöge bald zum Gehorsam zu zwingen. Dann galt es, die 
äußeren Feinde des Reiches zu bekämpfen, vor allen die geftirch- 
teten Ungarn. Aber dazu war Heinrichs Macht anfänglich 
noch zu gering; er mußte sein Volk erst zu dem schweren Kampfe 
tüchtig machen. Daher schloß er zunächst einen neunjährigen 
Waffenstillstand mit den Ungarn, wobei er sich freilich zu einem 
jährlichen Zins an die Feinde verstehen mußte. Allein, nun hatte 
er doch fürs erste Ruhe, und diese Zeit benutzte er aufs beste. 
2. Städtegründungen. Es fehlte damals in Deutsch¬ 
land noch an festen Plätzen. Die Orte lagen offen da, ohne 
Mauern, ohne Gräben; niemand konnte beim Eindringen der 
Feinde feine Habe in Sicherheit bringen. Daher legte Hein- 
rich befestigte Städte an; man nannte sie Burgen und ihre 
Bewohner Bürger. Aber es hielt schwer, Leute zu finden, 
die in diesen Städten wohnen mochten. Denn die Deutschen 
liebten von alters her das Wohnen auf dem Lande und 
sagten: „Sollen wir uns ins Gefängnis fetzen? Die Städte 
mit ihren engen Mauern sind nichts anderes als Gefäng- 
nisse." Da befahl Heinrich, die Leute sollten losen, und jeder 
neunte Mann mußte vom Lande in die Stadt ziehen. In 
der Stadt aber wurde ein Teil des Ertrages der Felder in 
Speichern aufbewahrt und dem Landmanne in Kriegszeiten 
eine sichere Zuflucht gewährt. Allmählich blühten diese Städte 
empor. Die Bürger, die im Kriege die Waffen zu führen 
hatten, trieben im Frieden Handel und allerlei Gewerbe, und 
so fanden sie hinter ihren Stadtmauern nicht nur Schutz vor 
Gefahr, sondern gelangten auch nach und nach zu Wohlstande. 
3. Errichtung einer Reiterei. Slawen und Nor- 
mannen. Heinrich wollte aber sein Land nicht nur durch 
Festungen vor den Räubereien der Ungarn schützen; er 
wollte den wilden Feinden auch eine wohlgerüstete Kriegs- 
macht entgegenstellen. Deshalb übte er seine Scharen aufs 
eifrigste in den Waffen; namentlich schuf er eine tüchtige 
Reiteret. Denn gerade durch ihre raschen Pferde waren 
die Ungarn am meisten gefährlich. Nachdem sich Heinrich so 
Andrä-Hoffmann, Geschichtserz. f. Sexta u. Quinta. 2
	        
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