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auf dem Wege der Bildung und Gesittung. Kühne Forscher und
große Gelehrte, Männer von weitschauendem Blicke, tiefen Ge-
danken und festem Willen übernahmen die Führung auf diesem
Wege durch ihre Geistestaten, wichtige Erfindungen und Ent-
deckungen. Weil dadurch das Leben der Völker sich ganz neu-
gestaltete, so lassen die Geschichtschreiber hier das Mittelalter
aufhören und rechnen von da, etwa vom Beginne des sechzehnten
Jahrhunderts an, die neue Zeit.
Das Schießpulver war zwar schon um 1350 erfunden, aber
erst allmählich lernte man es zu Feuerwaffen verwenden, die
dann der Überlegenheit der Ritter ein Ende machten und damit
den Verfall des Rittertums herbeiführten. Die Erfindung des
Kompasses machte größere Seefahrten möglich und führte zur
Auffindung neuer Seewege und Entdeckung des noch unbekannten
Erdteiles Amerika. Dadurch wurde der Verkehr der Völker
untereinander gewaltig gesteigert, der Handel belebt und der
Reichtum vermehrt. Der Handel der deutschen Hansastädte ftei-
lich hat Schaden gelitten, weil sie sich dem Wettkampse mit
den portugiesischen, spanischen, niederländischen und englischen
Kaufleuten nicht gewachsen zeigten (f. Nr. 8,3); aber die
Kenntnisse des Volkes erfuhren eine Bereicherung.
Einem Deutschen, Johann Gensfleisch, genannt Guten-
berg, aus Mainz glückte es nach vielen vergeblichen Versuchen
um das Jahr 1440, die wichtige Erfindung der Buchdruckerkunst
zu machen. Gedruckte Bücher konnte man schnell und in großer
Masse und darum billiger herstellen als geschriebene; es wurde
also auch dem ärmeren Manne möglich, Bücher zu kaufen und
daraus zu lernen. Und schnell konnten jetzt Nachrichten von
neuen Ereignissen in allen Teilen des Landes verbreitet werden,
während bisher große Teile der Bevölkerung das meiste, was
in der Welt vorging, gar nicht erfuhren.