Full text: Geschichtserzählungen

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krieg aus, der dreißig Jahre dauerte und die deutschell Gaue 
schrecklich verwüstete, besonders weil sich auch andere Völker, die 
Schweden und Franzosen, einmischten. 
2. Der Kaiser und die Fürsten. Alle Kaiser nach Karl 
dem Großen hatten gegen die trotzigen Ansprüche der Stammes- 
herzöge zu kämpfen gehabt. Und wenn es auch einzelnen von 
ihnen, wie vor allen Otto dem Großen, gelmlgen war, sie zu 
demütigen, so war doch allmählich die Macht der Fürsten immer 
gestiegen. Ja, zuletzt in dem Westfälischen Frieden, welcher 1648 
dem Dreißigjährigen Kriege ein Ende machte, war die Selb- 
ständigkeit der einzelnen Landesfürsten geradezu anerkannt. Sie 
konnten fortan ihr Land verwalten, wie sie wollten, konnten ein 
eigenes Heer halten, Krieg führen und Frieden schließen, mit 
wem sie wollten. Die Einigkeit der deutschen Nation war damit 
vernichtet, und die Kaiser wären ganz ohnmächtig gewesen, wenn 
nicht die Herrscher aus dem Hause Habsburg, die seit 1438 in 
ununterbrochener Reihenfolge den Thron innehatten, es treff- 
lich verstanden hätten, sich eine bedeutende eigene Macht, eine 
Hausmacht, zu begründen. Sie brachten allmählich alle die 
Länder an sich, die heute den österreichischen Kaiserstaat bilden, 
und waren damit an Macht den andern Fürsten überlegen. Ja 
Fürsten aus demselben Geschlechte herrschten auch in Spanien 
und geboten somit auch über die entdeckten Teile der Neuen Welt. 
Da nun aber die Habsburger ihre Regentensorge viel mehr 
den eigenen Ländern als dem Reiche zuwandten, so war es gut, 
daß auch in andern Gebieten Deutschlands sich tüchtige Fürsten 
fanden, die ihrem Lande zu Ansehen und Macht verhalfen. 
Unter diesen ragen besonders die Hohenzollern hervor, ein 
schwäbisches Geschlecht, dem 1415 durch Kaiser Sigismund die 
Mark Brandenburg nebst der Kurwürde übertragen war. Die 
ersten Kurfürsten aus diesem Hause hatten schwere Mühe, in 
dem arg vernachlässigten und durch Raubritter gebrandschatzten 
Lande wieder Ordnung zu stiften und durch weise Maßregeln 
den Wohlstand des Volkes zu heben. Durch entschlossenes 
Handeln, klugen Vertrag, Kauf und Heirat hatten sie und ihre 
Nachfolger im Laufe von zwei Jahrhunderten ihren Staat auf 
das Dreifache des ursprünglichen Gebietes gebracht. Der ge- 
waltigste Mann unter den brandenburgischen Kurfürsten, der im 
Jahre 1640 gerade zur rechten Zeit auf den Thron kam, als das
	        
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