Full text: Geschichtserzählungen

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große Baumeister Schlüter schuf das schöne Königsschloß, das 
Zeughaus (jetzt Ruhmeshalle), und das berühmte Reiterstandbild 
des Großen Kurfürsten. Dann gründete der König eine Akademie 
der Wissenschaften in Berlin und die Universität in Halle. Unter 
den Hallischen Universitätslehrern befand sich auch der fromme 
August HermannFrancke, der das große gesegnete Waisen- 
haus gestiftet hat. — In allen seinen Bestrebungen, Kunst und 
Wissenschaft zu heben, unterstützte den König eifrig seine Ge- 
mahlm Sophie Charlotte, eine hochgebildete, geistreiche Frau. 
Nach ihr heißt ein Stadtteil Berlins noch heute Sophienstadt; 
nach ihr ist auch Charlottenburg genannt, welches um das für 
sie erbaute Schloß herum erwuchs. 
Die Regierung Friedrichs hatte freilich auch ihre Schatten- 
selten. Wie die meisten Fürsten seiner Zeit, liebte der König 
allzusehr die Pracht. An seinem Hofe ging es ungemein glänzend 
zu; eine prunkvolle Festlichkeit reihte sich an die andere. Das 
verursachte schwere Abgaben und drückte den Wohlstand des 
Landes. 
14, König Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). 
1. Friedrich Wilhelm I. Aus den ersten preußischen König 
Friedrich I. folgte dessen Sohn Friedrich Wilhelm I. 
Seine Thronbesteigung führte eine gewaltige Umwandlung am 
preußischen Hose herbei. So prunkliebend der Vater gewesen 
war, so einfach und sparsam war der Sohn. So entfernte er 
allen überflüssigen Aufwand und beschränkte die Hofhaltung auf 
das Notwendigste. Viele Hofbeamte wurden entlassen; von 
hundert Kammerherren behielt er nur acht. Wer bei Hofe blieb, 
mußte sich eine bedeutende Verringerung des Gehaltes gefallen 
lassen. Des Königs eigne Lebensweise war die eines schlichten 
Bürgers; seine Mahlzeiten bestanden aus Hausmannskost. Für 
höfische Bildung und feine Lebensart, wie sie seine Eltern liebten, 
hatte er keinen Sinn. Derb und rauh, suchte er seine Erholung 
in dem sogenannten Tabakskollegium, einer von ihm ausgesuchten 
Gesellschaft von Offizieren. Jeder der Anwesenden mußte 
rauchen oder doch eine Pfeife im Munde haben. Dabei wurde 
über Politik und Soldaten gesprochen, aber bei einem Kruge 
Bier auch mancher derbe Scherz gemacht. Am Hofe und im
	        
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