Geleitwort.
In den Bestimmungen der „Lehrpläne und Lehraufgaben
für die höheren Schulen" ist zwar die Ansicht ausgesprochen,
daß für den propädeutischen Geschichtsunterricht in den Klassen
Sexta und Quinta der Anschluß an ein Buch zu entbehren
sei. Doch heißt es gleich weiter: „Für den Erfolg dieses
Unterrichts ist es von Wichtigkeit, daß das deutsche Lesebuch
aus diesen Stufen im engsten Zusammenhange mit den bio-
graphischen Aufgaben stehe." Es ist damit also zugegeben, daß
es doch nicht gut gehe ohne ein Buch, in dem der Knabe zu
Hause das vom Lehrer Gehörte nachlesen und im Gedächtnisse
auffrischen kann. Und in der Tat! jeder Lehrer wird die
Erfahrung gemacht haben, daß gerade die Unterrichtsgegen-
stände, welchen nur eine Wochenstunde zugeteilt ist, vor
anderen eines Buches für die häusliche Repetition bedürfen,
wenn nicht bei der Mehrzahl der Schüler im Laufe der Woche
alles wieder verloren gehen foll. Zwar ist das Gedächtnis der
Zehnjährigen bewundernswert; aber so weit reicht es doch nur
bei wenigen, daß es bei nur mündlicher Erzählung des Lehrers
einen Erfolg des Gefchichtsunterrichtes verbürgen könnte.
Da nun aber die deutschen Lesebücher nach Inhalt wie
Form den Ansprüchen, die der Geschichtslehrer stellen muß,
schwerlich genügen dürften, fo hat schon mancher Lehrer das
Bedürfnis empfunden, seinen Erzählungen ein geeignetes Buch
zugrunde legen zu können; auch sind einige Büchlein er-
schienen, diesem Bedürfnis Rechnung zu tragen.
Aber alle tragen mehr oder weniger den Charakter eines
kurzen Leitfadens; und das halte ich für einen Fehler. Dem
zehnjährigen Knaben ist nicht gedient mit einigen knappen,
trockenen Notizen; er wird ein solches Buch nur ungern in
die Hand nehmen, denn es mutet ihm eine Arbeit zu, die dem
kindlichen Gemüte nicht zusagen kann. Ganz anders wird