\ § 27. Sieg des Christentums unter Constantin dem Großen.
Beim Beginne des vierten Jahrhnnders stritten sich mehrere
Heerführer um die Herrschaft im römischen Reiche; dem einen der-
selben, dem schlauen Konstantin, dem Sohne der Christin Helena,
gelang es mit Hülfe der Christen, seinen Nebenbuhler, der sich auf
die Heiden stützte, zu besiegen und sich zum Alleinherrscher zu machen.
Zum Danke dafür gewährte er anfangs dem Christentums Duldung
und erhob es später zur meistbegünstigten Religion. Er verlegte
seinen Wohnsitz vom heidnischen Rom nach dem alten Byzanz und
erhob damit Konstantinopel zur Hauptstadt des Reiches. Die
nachfolgenden Kaiser waren Christen mit Ausnahme des Julian, der
den letzten (vergeblichen) Versuch machte, das Heidentum zu retten.
Mit Theodosius dem Gr., welcher die Ausübung des Götzendienstes
verbot, begann sogar die Verfolgung des Heidentums.
* Die Erhebung des Christentums zur herrschenden Religion
und die Verfolgung des Heidentums war seiner äufsern Aus¬
breitung zwar förderlich, aber seiner innern Macht und der
Lauterkeit seiner Bekenner schädlich. Die Christen vermochten
sich der in Rom herrschenden Sittenverderbnis und Üppigkeit
nicht zu entziehen, und so konnte auch das Christentum das
römische Reich nicht vor dem drohenden und verdienten Unter¬
gange retten. *
§ 28. Die Deutschen und Armin, der Sefreier Deutschtands.
1. In dem waldreichen, sumpfigen Deutschland wohnten zwischen
Rhein und Weichsel die kräftigen, freiheitliebenden Deutschen
(Germanen). In verschiedene Stämme zerteilt (Cherusker,
Katten u. a.), lebten sie auf vereinzelten Gehöften, lieber mit Jagd
auf Bären, Wölfe, Ute und anderes Wild oder mit Krieg, als mit
Ackerbau beschäftigt, den sie ihren Frauen und Leibeigenen überließen.*)
Ihre Treue, Biederkeit und Tapferkeit, ihre Achtung vor den
Frauen, den fleißigen Leiterinnen des Hauswesens, aber auch ihre Un-
einigkeit, ihre Liebe zum Trunk und Spiel waren schon damals bekannt.
* Ehe die Germanen nach Deutschland wanderten, war das
Land von anderen Völkern bewohnt, die noch auf einer sehr nie¬
drigen Bildungsstufe standen. Anfangs nomadisierende Hirten oder
Jäger, verfertigten sie ihre Messer, Beile und andere Geräte aus
harten Steinen (Feuerstein; Steinzeit), wie sie in Höhlen, Pfahl¬
bauten u. sog. Hünengräbern Norddeutschlands noch jetzt ge¬
funden werden. Als die Menschen später Ackerbau trieben und
sefshaft wurden, lernten sie aus Kupfer und Zinn ihre Geräte
herstellen (Bronzezeit). Später wurden diese (mongolischen,
*) Yergl. Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder, Germanisches Gehöft,
Heft 1, 1.