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er Heere und Flotten hiel^uud selbst mit den Königen von Nor-
wegen und Dänemar^siegreiche Kämpfe bestand.
§ 84.
Erfindungen. Das Schießpulver.
1. KeiW srübere Zeit ist durch wichtige und folgenreiche Er-
findunge/t und Entdeckungen mehr ausgezeichnet, als das 14.
und 15. Mrhnndert. Insbesondere ist es das vielseitige deutsche
Volk, tui§ sich in dieser Hinficht die bleibendsten Verdienste um
die FortsAitte des Menschengeschlechts erworben hat.
2. Hiecher gehört schon die Erfindung des Schießpulvers
um das Jahr 1330. Mau schreibt dieselbe dem Sonst antin
Anglitzen zu Freiburg im Breisgau zu, der später als Frau-
ziskanermönch gewöhnlich der schwarze Bert hold (daher Ber-
thold Schwarz) genannt wurde.^ Uebrigens ist es gewiß, daß
schon früher Andere, namentlich die Chinesen uud Araber, ähn-
liehe Mischungen von Holzkohle, Schwefel und Salpeter gekannt
haben. Die ersten deutlichen Spuren von einer Anwendung des
Pulvers im Kriege finden sich um die Mitte des 14. Jahrhunderts
bei den Arabern in Spanien.
3. Jener Mönch soll durch einen Zufall auf die Erfindung des
Pulvers gekommen sein. Er habe einst in einem Mörser die ge-
nannten Bestandtheile des Pulvers zerstoßen; von ungefähr sei ein
Feuerfunke in die Masse gefallen, diese habe sich entzündet und mit
großer Gewalt den Deckel fortgeschleudert. So sei man auf den
Gedanken gekommen, die explodirende Kraft des Pulvers zu Schieß-
und Kriegswerkzeugen anzuwenden. Diese hatten anfangs
eine mörserähnliche Gestalte und hießen deßhalb Mörser. Durch
Verlängerung derselben zu Schießrchren entstanden nach der Mitte
des 14. Jahrhunderts die Kanonen. Gegen Ende desselben hatte
man bereits HctndrJTHre oder Büchsen, die damals, wie die
Kanonen, mit Lunten abgebrannt wurden. Erst später erfand man
zu Nürnberg das Feuerschloß.
4. Die Anwendung des Schießpnlvers zum Kriegsgebrauche
brachte im gesummten Kriegswesen eine große Veränderung her-
vor; insbesondere verlor der 'Ritt erst and sein ausschließliches
Waffenrecht und hörte dadurch nach und nach auf./
' 5. Noch viele andere Erfindungen, wie die Taschenuhren
von Peter Hele in Nürnberg (um 1500), das Spinnrad von
einem Braunschweiger (um 1530), der Compaß, dessen Ge-
brauch der Italiener Flavio Gioja, Bürger in der damals blü-
henden Handelsstadt Amalfi in Unteritalien, im Anfange des 14.
Jahrhunderts näher kennen lehrte, zeichnen diese Zeit aus. —
Letztere Erfindung wurde für die Erweiterung unserer Kenntniß