C. Bilder aus Heimat und
Vaterland.
82. Heimatswärme.
Da, wo die Kiefer halb voll Scheu Kosaken auf der Grenzwacht schaut,
und da, wo nach dem Elbtal hin die Landskron' ist zur Hut erbaut,
da, wo das Weizenland sich reich an schöner Berge Gürtel schmiegt,
und wo an dunkler Heide Saum ein magres Aclerbeete liegt, —
schlürf ein die Luft! — Bei eis'gem Ost sie Heimatswärme in sich trägt,
und sauge neues Leben ein, daß neuer Frühling aus dir schlägt!
Karl Weinhold an Holtei.
83. Das Riesengebirge.
1. Unter den deutschen Mittelgebirgen hat das Riesengebirge die
meisten Eigenschaften eines Hochgebirges. Die Grenze des ewigen Schnees
erreicht es allerdings nicht; jedoch ist der Winter im Gebirge bereits sehr
lang. Er dauert in den oberen Gebieten acht bis neun Monate, und die
übrige Zeit des Jahres gleicht mehr dem Frühling als dem Sommer. Der
Übergang von der warmen zur kalten Jahreszeit ist kurz. Kaum sind die
ersten kalten Nebel gefallen, so bricht auch schon Kälte und stürmisches
Schneewetter herein, und der Winter nimmt Besitz von seinem Reiche.
2. Da sich viele Gebirgsbewohner von der Rindvieh⸗ und Ziegenzucht
nähren, so bauen sie ihre Wohnungen gern an die grasreichen Abhänge
der Berge, wo sich Weide für das Vieh und Quellwasser findet. Eigentliche
Dörfer gibt es im Riesengebirge nicht, sondern nur zerstreute Wohnhütten,
die Bauden genannt werden. Stall und Wohnräume sind darin unter
einem Dache vereinigt. In vielen Bauden befindet sich neben der Wohn—
stube, worin der mächtige Kachelofen fast das ganze Jahr hindurch nicht
kalt wird, ein kleineres, zuweilen besser eingerichtetes Zimmer. Es ist für
die Fremden bestimmt, die hier bei Wanderungen durch das Riesengebirge
übernachten. Man zählt im Riesengebirge gegen dreitausend Bauden, die
zu gleicher Zeit Sennhütten und Gasthäuser sind.