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Johann Christoph Friedrich Schiller.
in der Litt. Zeitung hören. Er toirb, wenn es irgend seine Gesundheit
erlaubt, Ihnen gewiß auch mit dieser Gelegenheit schreiben. Wir sahen
uns diesen Winter selten, weil wir Beide das Haus nicht verlassen
durften.
Daß ich Anträge gehabt, mich in Berlin zu fixieren, wißen Sie, und
auch daß mich der Herzog von Weimar in die Umstände gesezt hat, mit
Aisance hier zu bleiben, da ich nun auch für meine dramatischen Schriften
mit Cotta und den Theatern gute Akkorde gemacht, so bin ich in den Stand
gesetzt, etwas für meine Kinder zu erwerben, und ich darf hoffen, wenn ich
nur bis iu mein fünfzigstes Jahr so fortfahre, ihnen die nöthige Unabhängig¬
keit zu verschaffen. Sie sehen, daß ich Sie ordentlich wie. ein Hausvater
unterhalte, aber ein solches Häuflein von Kindern, als ich um mich habe,
kann einen wohl zum Nachdenken bringen.
Übrigens leben wir hier in einem sehr angenehmen Verhältniß, und ich
habe es noch keinen Augenblick bereut, daß ich es dem Aufenthalt in Berlin
vorgezogen habe. Wäre ich freilich ein ganz unabhängiger Mensch, so würde
ich dem Süden um vier Grade uäher rücken.
Von unserer literarischen Welt kann ich Ihnen wenig berichten; denn ich
lebe wenig mehr in ihr. Die speculative Philosophie, wenn sie mich je gehabt
hat, hat mich durch ihre hohlen Formeln verscheucht, ich habe auf diesem
kahlen Gefilde keine lebendige Quelle und keine Nahrung für mich gefunden;
aber die tiefen Grundideen der Jdealphilosophie bleiben ein ewiger Schatz,
und schon allein um ihretwillen muß man sich glücklich preisen, in dieser
Zeit gelebt zu haben. Um die poetische Produktion in Deutschland sieht es
aber kläglich aus, und man sieht wirklich nicht, wo eine Litteratur für die
nächsten 30 Jahre Herkommen soll. Auch nicht ein einziges neues Product
der Poesie weiß ich Ihnen seit langer Zeit zu nennen, was einen neuen
Nahmen an der Spitze trüge, und was einem Freude machte, dagegen regt
sich die eselhafte Nachahmungssncht der Deutschen mehr als jemals, eine Nach¬
ahmung, die bloß in einem identischen Wiederbringen und Verschlechtern des
Urbildes besteht. Solcher Nachahmungen hat auch mein Wallenstein und
meine Braut von Meßina vielfach hervorgebracht, aber man ist auch nicht
um einen Schritt weiter gefördert.
Aber nun auch genug von meinen und den deutschen Angelegenheiten.
Ich wünschte mir anschaulich zu machen, wie Sie in Rom leben, und worinn
Sie leben. Der deutsche Geist sizt Ihnen zu tief, als daß Sie irgendwo
aufhören könnten, deutsch zu empfinden und zu denken. Frau von Staäl
hat mich bei ihrer Anwesenheit in Weimar aufs neu in meiner Dentschheit
bestärkt, so lebhaft sie mir auch die vielen Vorzüge ihrer Nation vor der
unsrigen fühlbar machte. Im philosophieren und im poetischen Sinne haben
wir vor den Franzosen einen entschiedenen Schritt voraus, wie viel wir auch
in allen anderen Stücken neben ihnen verlieren mögen.
Haben Sie Ihre Bekanntschaft mit Schlegeln nun erneuert und wie
stehen Sie mit ihm? Die Welt vernimmt jezt wenig von diesen beiden
Brüdern, aber das Unheil, was sie in jungen und schwachen Köpfen ange¬
dichtet, wird sich doch lange fühlen, und die traurige Unfruchtbarkeit und