Full text: [Teil 2] (Teil 2 = Oberstufe)

§ 103. Die Wege des Weltverkehrs. 
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Da wird (1492) Amerika entdeckt durch Spanien und unmittel- 
bar danach (1498) durch die Portugiesen der Seeweg nach Ost- 
indien gefunden. Wohl fiel der Vorteil zunächst den entdeckenden 
Staaten zu; aber Portugal war zu schwach für eine volle Ausnützung der 
günstigen Verhältnisse und Spanien staatswirtschaftlich so kurzsehend, 
daß es durch seine steten Silberflotten bis hart an den Staatsbankerott 
sich gedrängt sah. England dagegen, im Mittelalter am fernen Rande 
der zivilisierten Welt gelegen, wurde durch die Entdeckung Amerikas an 
die günstige Stellung eines gegen Amerika vorgeschobenen Verbindungs- 
gliedes Europas gerückt; einsichtige Fürsten, wie Heinrich VIII. und 
Elisabeth, machten es seestark und schon im 17. Jahrhundert gewann es, 
die Konkurrenz der Niederlande überwindend, eine maßgebende Stellung 
zur See. Eine Zeitlang zwar wetteiferte darin nicht ohne Erfolg Frank- 
reich mit England, aber durch seine zielbewußte, unversöhnliche Be- 
kämpfung der napoleonischen Machtstellung gewann England seine 
Herrscherstellung zur See. Mit begreiflichem Widerstreben hat es aber 
im Laufe des 19. Jahrhunderts zum Mitbewerbe, zur Teilnahme am 
Weltverkehre erst Frankreich, den alten Nebenbuhler, dann die Ver- 
einigten Staaten, die undankbaren Söhne, endlich auch uns 
Deutsche, die lange gering geschätzten Stammesgenossen, zulassen 
müssen. 
§ 103. 
Die Wege des Weltverkehrs. 
Von sechs Kulturherden hat die Zivilisation der Menschen ihren 
"Ausgang genommen: von dem chinesischen Tieflande, von Nord-Indien, 
von Mesopotamien, von den Gestadeländern des ö. Mittelmeeres und 
in der Neuen Welt von den Hochebenen von Peru und Mexiko. Im 
Grunde, können wir sagen, liegt die Bedeutung des Weltverkehrs darin, 
daß er diese Kulturherde miteinander verknüpft und dadurch die Zivi- 
lisation der Menschen steigert. Denn der Wert eines jeden dieser Kultur- 
Herde prägt sich in gewissen Produkten aus, durch deren Zufuhr die 
andern Herde gewinnen. Der Nährboden unserer heutigen Kultur aber 
sind die Gestadeländer des ö. Mittelmeeres, die schon in den 
frühesten Zeiten der Menschengeschichte mit dem mesopotamischen Kultur- 
Herde und selbst mit Indien in Verbindung getreten sind. 
Im Mittelalter bildet sich schon ziemlich früh ein Verkehr mit 
China und Indien aus. Die indischen Waren gelangten auf drei- 
fachem Wege nach Europa. Von Kanton gingen chinesische, vielleicht auch 
arabische Schiffe nach Kattigara in Annam, von wo sie, in Indien an- 
legend, an die Euphrat-Mündung gelangten. Dorthin führte auch die
	        
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