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König Ludwig J.
Jahr zuvor seine erste Gemahlin Wilhelmine Auguste von Hessen
durch den Tod verloren hatte. Am 9. März 1797 vermählte sie sich
mit ihm. Zwei Jahre darauf wurde ihr Gemahl durch den Tod
des Kurfürsten Karl Theodor zur Nachfolge in der Regierung von
Bayern berufen. Er sah in allen schweren Prüfungen und Schick—
salen der folgenden Jahre, so rühmt ein Klageruf an ihrem Sarge,
die treue und liebevolle Gattin untrennbar an seiner Seite. Sie teilte
mit ihm die Wechsel des unglücklichen Kriegsjahres 1800. Sie lernte
abermals die Bitternisse der Flucht und der Verbannung kennen. Es
ist der Brief einer bayerischen Landesmutter, den sie von Amberg aus
einem wackeren Münchener Bürger schrieb: „Ich danke Ihm für Seine
treuen Wünsche bei Gelegenheil meines Namensfestes und hoffe mit
Gewißheit, diesen Tag küuftighin fröhlicher in der Mitte eines edlen
Volkes zu feiern, dessen Anhaͤnglichkeit ich schätze und mit gerührtem
Herzen erkenne; daunn wird es mir stete Pflicht sein das Andenken
der Leiden, unter denen das Vaterland seufzt, vergessen zu machen
und durch die tätigen Beweise der herzlichen Teilnahme die guten
Bürger zuͤ überzeugen, daß ich nur in dem Glücke meiner Mitbürger
das meinige suche.“
Sie teilte die Gefahren, unter welchen das alte deutsche Reich
in Trümmer ging, und die Bedrängnisse, in welche das neue durch
den Ehrgeiz, die Willkür und die Eroberungssucht Napoleons geriet.
Es eniging dem scharfen Auge des Franzosenkaisers nicht, mit wel—
chen Gesinnungen sie gegen ihn erfüllt war. „Ich weiß,“ sagte der
Vermessene eines Tages zu ihr, „daß Sie mich hassen; aber vergessen
Sie nicht, daß die Schicksale Ihres Hauses an das meine geknüpft
sind!“ Die Königin trat bei diesen Worten einen großen Schritt
bon ihm zurück, maß den Gewalthaber von Haupt zu Füßen mit ihrem
ruhigen, durchdringenden Blick, daß Napoleon, vergeblich bemüht ihn
zu bestehen, sich plötzlich umwandte und davonging.
Königin Karoͤline trug den Witwenschleier 16 Jahre lang. Sie
verschied nach kurzer Krankheit, umgeben von ihrer Familie am
13. November 1841 in der Maxburg zu München, am Geburtstage
ihrer am Sterbebette weilenden Töchter, der Königin Elisabeth von
Preußen und der Prinzessin Amalie von Sachsen. Bis zum letzten
Äugenblicke hatte sie sich als die unerschöpflich wohltätige Mutter der
Aruen und Notleidenden bewährt, indem sie noch am Tage vor ihrem
Tode persönlich über Bittgesuche und über Verleihung von Unter—
stützungen bestimmte.
Zeitschrift „Bayerland.“
213. Rönig Ludwig J.
Der älteste Sohn des Königs Max 1L., Kronprinz Cudwig,
verweilte im Herbste des Jahres 1825 im Bade Brückenau. Am
Abende des 15. Oktober halte er den Befehl gegeben ihn um Mit—
ternacht zu wecken, da die Erscheinung eines Kometen zu erwar—
ten stand. Eben schickte er sich an das glänzende Gestirn zu be—