Full text: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

Friedrich II. der Große. 
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sich von allem, was not that, selbst zu unterrichten. „Der König 
überall!" Die Gebiete, welche durch den Krieg am meisten gelitten 
hatten, befreite er auf längere Zeit von Abgaben. Neue Fabriken und 
Manufakturen, wie die Porzellanfabrik in Berlin, wurden angelegt, der 
Seidenbau eingeführt. Um sicheren Kaufleuten bei augenblicklichen Geld- 
Verlegenheiten zu helfen, ließ er die Bank in Berlin begründen. Neue 
Einnahmequellen für den Staat schuf er sich durch den Alleinhandel der 
Regierung mit auswärtigen Erzeugnissen, wie Tabak und Kaffee. Zu 
diesem Zwecke errichtete er die Seehandlung und gestaltete „die Accise" 
um. Auch ordnete er die Ausarbeitung eines allgemeinen Landrechtes an. 
Berlin entwickelte sich unter Friedrich dem Großen zu einer Stadt 
von 150 000 Einwohnern. Der König ließ durch den Baumeister 
v. Knobelsdorf das Opernhaus aufführen, die beiden Türme auf dem 
Gendarmenmarkt, den Palast des Prinzen Heinrich — jetzt Universität —, 
die Königliche Bibliothek und das Jnvalidenhans. Den Wilhelmsplatz 
schmückte er mit den Bildsäulen seiner Feldherren, Schwerin, Keith, 
Winterfeldt und Seydlitz; unter Kaiser Wilhelm I. wurden diese, ebenso 
wie die Standbilder des Fürsten Leopold von Dessau und des Generals 
v. Zieten, durch neue, bronzene ersetzt, die alten, marmornen Stand- 
bilder aber der Hanpt-Kadettenanstalt in Lichterfelde überwiesen. So 
verschönerte Friedrich Berlin und verschaffte ihm dadurch erst das Aus- 
sehen einer Hauptstadt. Bei Potsdam erbaute er nach seinem Plane 
Schloß Sanssouci auf hoher Terrasse und das Nene Palais. Unter 
ihm entstand auch in Berlin die erste Realschule. Mäuuer, welche sich 
im Kriege ausgezeichnet hatten, belohnte der König mit dem von ihm 
gestifteten Orden „pour le mdrite" (für das Verdienst). 
Ohne gegen die Anhänger anderer Bekenntnisse unduldsam zu 
sein — er gestattete den Bau eines katholischen Gotteshauses in Berlin, 
der Hedwigskirche, und nahm Jesuiten auf —, betrachtete er sich als den 
natürlichen Beschützer des Protestantismus; die Religion schien ihm 
innerste Herzenssache für jeden einzelnen Menschen zu sein. Von der 
Aufgabe eines Königs hatte er die höchste, edelste Auffassung; er, der 
unumschränkte König, sah sich nur als „Ersten Diener" seines 
Staates an, dessen Pflicht es sei, ohne Rücksicht auf sich selbst für das 
Wohl seiner Unterthanen zu sorgen und zu schaffen. 
Gleich Cäsar hat er nicht nur Großes vollbracht, sondern seine 
Thaten auch selbst vortrefflich beschrieben. Wenn er sich dabei der 
französischen Sprache bediente, so geschah dies nicht aus Mangel 
an vaterländischer Gesinnung; es erklärt sich vielmehr aus den da- 
maligen Zeitverhältnissen; eine Französin hatte ihn zuerst erzogen,
	        
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