Friedrich II. der Große.
39
sich von allem, was not that, selbst zu unterrichten. „Der König
überall!" Die Gebiete, welche durch den Krieg am meisten gelitten
hatten, befreite er auf längere Zeit von Abgaben. Neue Fabriken und
Manufakturen, wie die Porzellanfabrik in Berlin, wurden angelegt, der
Seidenbau eingeführt. Um sicheren Kaufleuten bei augenblicklichen Geld-
Verlegenheiten zu helfen, ließ er die Bank in Berlin begründen. Neue
Einnahmequellen für den Staat schuf er sich durch den Alleinhandel der
Regierung mit auswärtigen Erzeugnissen, wie Tabak und Kaffee. Zu
diesem Zwecke errichtete er die Seehandlung und gestaltete „die Accise"
um. Auch ordnete er die Ausarbeitung eines allgemeinen Landrechtes an.
Berlin entwickelte sich unter Friedrich dem Großen zu einer Stadt
von 150 000 Einwohnern. Der König ließ durch den Baumeister
v. Knobelsdorf das Opernhaus aufführen, die beiden Türme auf dem
Gendarmenmarkt, den Palast des Prinzen Heinrich — jetzt Universität —,
die Königliche Bibliothek und das Jnvalidenhans. Den Wilhelmsplatz
schmückte er mit den Bildsäulen seiner Feldherren, Schwerin, Keith,
Winterfeldt und Seydlitz; unter Kaiser Wilhelm I. wurden diese, ebenso
wie die Standbilder des Fürsten Leopold von Dessau und des Generals
v. Zieten, durch neue, bronzene ersetzt, die alten, marmornen Stand-
bilder aber der Hanpt-Kadettenanstalt in Lichterfelde überwiesen. So
verschönerte Friedrich Berlin und verschaffte ihm dadurch erst das Aus-
sehen einer Hauptstadt. Bei Potsdam erbaute er nach seinem Plane
Schloß Sanssouci auf hoher Terrasse und das Nene Palais. Unter
ihm entstand auch in Berlin die erste Realschule. Mäuuer, welche sich
im Kriege ausgezeichnet hatten, belohnte der König mit dem von ihm
gestifteten Orden „pour le mdrite" (für das Verdienst).
Ohne gegen die Anhänger anderer Bekenntnisse unduldsam zu
sein — er gestattete den Bau eines katholischen Gotteshauses in Berlin,
der Hedwigskirche, und nahm Jesuiten auf —, betrachtete er sich als den
natürlichen Beschützer des Protestantismus; die Religion schien ihm
innerste Herzenssache für jeden einzelnen Menschen zu sein. Von der
Aufgabe eines Königs hatte er die höchste, edelste Auffassung; er, der
unumschränkte König, sah sich nur als „Ersten Diener" seines
Staates an, dessen Pflicht es sei, ohne Rücksicht auf sich selbst für das
Wohl seiner Unterthanen zu sorgen und zu schaffen.
Gleich Cäsar hat er nicht nur Großes vollbracht, sondern seine
Thaten auch selbst vortrefflich beschrieben. Wenn er sich dabei der
französischen Sprache bediente, so geschah dies nicht aus Mangel
an vaterländischer Gesinnung; es erklärt sich vielmehr aus den da-
maligen Zeitverhältnissen; eine Französin hatte ihn zuerst erzogen,