I. Aus der Zeit der Könige und Kaiser aus
verschiedenen Häusern.
1. Rudolf von Habsburg. (1278.)
Als im Jahre 1415 Friedrich VI. von Nürnberg als erster Hohen-
Zoller mit fester Hand die Zügel der Regierung in der Mark Branden-
bürg ergriff, herrschte im deutschen Reich Kaiser Sigismund. Er gehört
einer Reihe von Regenten an, die man, weil sie verschiedenen Familien
entstammen, unter dem Namen „Kaiser aus verschiedenen Häusern"
Zusammenfaßt. Der erste dieser Herrscher ist Rudolf von Habsburg.
Vor seiner Thronbesteigung sah es in unserm Vaterlande traurig
aus. So tief war das kaiserliche Ansehen gesunken, daß von den deutschen
Fürsten keiner die Krone begehrte, welche ihrem Träger nur Kämpfe zu
bringen schien. Man hatte die kaiserliche Würde an zwei Ausländer über-
tragen, einen englischen Prinzen und einen König in Spanien. Aber beide
fanden keine Anerkennung, der eine kam niemals, der andere nur selten
nach Deutschland. Diese kaiserlose Zeit nennt man daher das Zwischen-
reich (Interregnum). Da herrschte denn allenthalben grenzenlose
Verwirrung und Unordnung. Kein Gesetz galt mehr; überall suchte
sich der Starke auf Kosten des Schwachen zu bereichern (Faustrecht).
Längst war die Unsitte eingerissen, daß die Ritter, wenn sie Streit
hatten, sich selbst Recht schafften, ohne auf den Spruch des Richters zu
warten. Daher wurden im Lande hunderte von kleinen Kriegen oder
Fehden ausgefochteu, so daß Handel und Ackerbau tief darniederlagen
und niemand seines Besitzes und seines Lebens sicher war. Bon ihren
hohen Burgen aus, die an den Ufern schiffbarer Flüsse oder an den
Seiten belebter Heeresstraßen angelegt waren, führten die Ritter ein
wildes Raubleben. Wenn der Knecht auf dem hohen Wartturm das
Zeichen gab, daß Reisende oder Warenzüge nahten, dann schwangen sie
sich mit ihren Knappen in den Sattel, um die Kaufleute auszuplündern
und reiches Lösegeld zu erpressen. Niemand wehrte diesen Greueln; nur