Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte an den unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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Kaisers verwaltet und zum Teil vom Kaiser persönlich besucht wurden. Zur 
Sicherung der Grenzen hatten drei Heere (am Rhein, an der Donau und 
am Euphrat) feste Standlager bezogen. Die Hauptstadt Rom, neben 
welcher noch Alexandria und Antiochia eine hervorragende Bedeutung hatten, 
entfaltete wunderbare Pracht: da erhoben sich Paläste und Marmortempel, 
darunter das Pantheon, ein mit einer Kuppel überwölbter Rundbau, das 
Theater des Pompejus, die Prachtbauten des Forums. Der Handel blühte; 
alle Künste wurden gepflegt. Vergilius dichtete die Äneis, Horatius seine 
Oden, Livius schrieb die römische Geschichte. Man nannte diese Zeit das 
goldene Zeitalter der Literatur. 
Aber neben der Üppigkeit der vornehmen Kreise herrschte Armut und 
Elend im niederen Volk und an die Stelle der altrömischen Sittenstrenge 
war tiefe Verderbnis getreten. In seinem eigenen Hause hatte der 
Kaiser kein Glück. Da seine Enkel vor ihm wegstarben, mußte er seineu 
Stiefsohn Tiberius zum Nachfolger annehmen. 
Kriege wurden nur geführt gegen Germanien, wo die beiden Brüder 
Drusus und Tiberius bis zur Donau vordrangen und durch mehrere. 
Feldzüge das nordwestliche Deutschland unterwarfen. Aber die schreckliche 
9n.Chr. Niederlage des VaruS im Teutoburger Wald warf bie Römer wieder 
an den Rhein zurück. 
r__Palästina regierte seit 40 v. Chr. der unmenschliche Herodes 
der Große, welcher in blutigem Kriege mit Hilfe der Römer 
Jerusalem erobert hatte. Unter ihm wurde Jesus Christus geboren. 
Nach dem Tode Jesu wurde seine Lehre, das Christentum, von 
seinen Aposteln, besonders von Paulus, in den Ländern des römischen 
Reichs verkünbigt, und in Antiochia, Korutth, Ephesus wie in Rom 
selbst entstanden kleine Gemeinden. 
otto Tiberius (14) regierte in den ersten Jahren milde und gerecht. Er 
stärkte die kaiserlichlMacht, indem er die Rechte der Volksversammlung, 
beschränkte, und ordnete mit Umsicht den Staatshaushalt; besonders erfr^ten 
sich die Provinzen feiner Fürsorge. Die Prötotfaner, die kaiserliche Leib¬ 
wache, wurden in einem Standlager vor Rom vereinigt; ihr Anführer wurde 
bald neben dem Kaiser der mächtigste Mann im Staat. Noch außen be¬ 
schränkte sich Tiberius auf Sicherung der Grenzen. Auch Germanicus, 
der Sohn des Drusus, der mit Erfolg in Deutschland gekämpft hatte, wurde 
zurückgerufen, da der Kaiser es für besser hielt, die Germanen ihrer eigenen 
Zwietracht zu überlassen. — Mehr und mehr ließ sich Tiberius von seinem
	        
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