Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte an den unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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grenze und umgab die Hauptstadt, damit sie nicht durch einen plötzlichen 
Angriff in Gefahr komme, mit einer Ringmauer. 
284 Diocletian gab dem Reiche zur Sicherung gegen die äußeren und 
inneren Gefahren eine neue Ordnung: vier Herrscher, zwei Augusti (Ober- 
kaiser) und zwei Casares (Unterkaiser), sollten sich in das Reich teilen 
(1. der Osten, 2, die itti,tischen Länder, 3. Italien und Afrika mit Mailand, 
4. der Westen mit Trier). Wie Rom nicht mehr die Reichshauptstadt 
war, so wurde überhaupt jetzt jede Erinnerung an die Republik beseitigt. 
Der Kaiser gebot unumschränkt wie ein morgenländischer Herrscher und 
wurde als „Herr" kniefällig verehrt. An die Stelle des Senats trat ein 
Staatsrat l Konsistorium). Die Gemeinden und Länder verloren ihre 
Selbständigkeit und wurden von Beamten regiert. 
Die christliche Kirche in fam ersten Jahrhunderten. Seit der ersten 
Christenverfolgung unter Nero hatten gerade die tüchtigsten altrömisch gesinnten 
Kaiser, ein Trajan, Marc Auröl, besonders aber Decins (um 250), die Ausbreitung 
der christlichen Kirche mit Gewalt zu hemmen versucht, weil sie die Verehrung 
der alten Götter des römischen Staats und der Kaiser schädigte. Aber die Christen 
hielten treu an ihrem Glauben und an der Gemeinschaft unter einander fest und 
„das Blut der Märtyrer wurde ber Same der Kirche". 
Die christlichen Gemeinben waren lange ohne äußeres Band uud standen 
einander gleich, wie die einzelnen Gemeindeglieder unter sich. Die Presbyter 
(Älteste) oder Episkopen (Aufseher) leiteten die Gemeinde; lehren durfte in den 
Gottesdiensten jeder, ber durch geistliche Gaben dazu befähigt war. — Später 
aber erhob sich der Vorsitzende der Ältesten als Bischof über die Presbyter, Bischöfe 
und Presbyter stellten sich als Klerus den gemeinen Christen, den Laien, gegen¬ 
über uud nahmen mit der Zeit auch das Recht zu lehren für sich allein in An- 
spruch. Endlich vereinigte der Bischof als 'Nachfolger der Apostel und Erbe 
ihres Geistes alle Vollmacht, die Gemeinde zn leiten, zu lehren und zu richten 
in seiner Person. Noch später mußten sich die Geistlichen der Landgemeinden 
den Bischöfen der Städte unterordnen, diese den Bischöfen der Hauptstädte, unter 
denen wieder die von Alexandria, Antiochia, Konstautinopel, Rom hervorragten. 
Außerdem trugen die Ausbildung des Glaubensbekenntnisses und die Feststellung 
der ins Neue Testament aufzunehmenden Schriften dazu bei, die Kirche immer 
einheitlicher zu machen. 
Auf den Synoden (Kirchenversammlungen) berieten die Bischöfe über alle 
kirchliche» Angelegenheiten. Hier wurde» die Streitigkeiten über Lehre uud Sitte 
entschieden, uud die Beschlüsse der Mehrheit galten als die allgemeine oder 
katholische Lehre, während die Abweichenden meist hinausgedrängt wurden und 
eitte besondere ketzerische Kirche bildeten. — Die Kirchenväter verteidigten 
durch viele Schriften das Christentum gegen die heidnischen Angriffe. Der be- 
deutendste unter den Kirchenvätern war Augustinus.
	        
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