Full text: Vaterländische Geschichte in Bildern

Feindesland weilten, ließ sie reichliche Unterstützung zukommen. — Während 
der kurzen Regierung ihres Gemahls waren einige Gegenden Deutschlands 
von fürchterlichen Überschwemmungen heimgesucht worden. Die Kaiserin 
eilte von dem Krankenlager ihres Gemahls hin zu den Unglücksstätten, um 
die Not zu lindern. 
Manche Wohltätigkeitsanstalten wurden von ihr und ihrem Gemahle 
ins Leben gerufen, so Ferienkolonien in gesunden Gegenden oder an 
der See für arme schwächliche Kinder, auch der Lette-Verein, in dem 
Mädchen nähen, zuschneiden und kochen lernen können. 
Die Pflegerin am Krankenbette. Ihre hohe Stellung schützte 
die edle Fürstin nicht vor bitterem Leide. Im Kindesalter starben 
ihre Söhne Sigismund und Waldemar. Das größte Weh traf 
sie im Jahre 1887. Ihr Gemahl wurde von einem unheilbaren 
Halsübel befallen. Keine Stunde wich sie von seiner Seite. Sie 
tröstetete ihn in traurigen Stunden, sie beschaffte alles, was ihn er- 
quicken und feine Kräfte erhalten konnte. Mit dem größten Opfer- 
sinn harrte sie an seinem Krankenlager aus bis zum letzten, schwersten 
Augenblicke. Von solcher Liebe tiefgerührt, schrieb der stille Dulder- 
wiederholt aus einen Zettel: „Wie soll ich Dir das alles vergelten?" 
Ihr Schmerz über den Verlust des geliebten Gemahls war mibe- 
schreiblich. Trost und Stütze sand sie seit dem Tode des Kaisers in 
der treuen Liebe und dem Glücke ihrer Kinder. Von allen wurde 
die „Kaiserin Friedrich" herzlich geliebt und hoch geehrt. Sie 
starb am 5. August 1901 und ruht an der Seite ihres Gemahls in 
der Friedenskirche zu Potsdam. 
9. König und Kaiser Wilhelm 11. seit dem 15. Juni 1888. 
Wahlspruch: „Allweg gut Zollre." 
1. Die Jugendzeit unseres Kaisers. 
Geburt. Kaiser Wilhelm II. wurde im Jahre 1859 zu Berlin 
geboren. Seinen Geburtstag fetern wir am 27. Januar. Der Vater 
unseres Kaisers war der Kaiser Friedrich III., seine Mutter die 
Kaiserin Friedrich. Er hat einen Bruder, den Prinzen Heinrich, und 
vier Schwestern. Die ersten Jugendjahre verlebte er im Neuen Schlosse 
zu Potsdam und aus dem Gute zu Bornstedt. 
Einst besuchten Berliner Bürger den Kaiser Friedrich. Er zeigte ihnen 
bei dieser Gelegenheit auch sein ältestes Söhnchen, den Prinzen Wilhelm. 
Einer der Herren reichte dem Kleinen seine Uhr zum Spielen. Der Prinz 
hielt sie fest und wollte sie nicht wieder loslassen. Da sagte der Vater 
lächelnd: „Was ein Hohenzoller einmal in den Händen hat, das läßt er 
so leicht nicht wieder los." 
Erziehung und Unterricht. Die Erziehung des Prinzen wurde 
von den Eltern sorgfältig überwacht. Frühzeitig legten sie in sein 
Herz die Keime der Gottesfurcht. Frömmigkeit und strengen 
Pflichterfüllung. An Ordnung und pünktlichen Gehör- 
fam wurde er von Jugend auf gewöhnt. 
Brockmann. Vaterländische Geschichte in Bildern. 7. Anfl, 7
	        
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