Lebensbilder aus der griechischen Sage und
Geschichte.
I. Herakles, der Sohn des Zeus.
A. Herakles' Jugend. Herakles war ein Sohn des höchsten Himmels-
aottes Zeus und der Alkrneue, der Königin von Theben. Aus derSurg
„on Theben wurde er geboren, und all- bewunderten das groß- und starke
Kind mit den feurigen Augen, Aber Hera, die himmlische G-mahlm des
Qeu§ schaute vom Olymp herab und ward neidisch auf den starken Sohn
der irdischen Frau, und sie schickte zwei gewaltige Schlaugen herab die sollten
den kleinen Herakles totbeißen. Bei Nacht drangen sie in das Schlafgemach
ein und ringelten sich um den Schild, der dem Kuäblem als Wiege diente.
Alkmene erwachte und schrie laut um Hilfe; Herakles aber streckte keck die
Hände aus nach den Hälsen der beiden Schlangen, die schon über ihm
züngelten, und würgte sie. Als dann Männer mit Waffen freikamen, ag
an jeder Seite der Wiege eine Schlange tot, und das Kuäblem saß lächelnd
in der Mitte. An solcher Tat erkannte man früh den Göttersohn, und alles
schaute mit Freuden, wie groß und stark er wurde.
Aber er hatte einen Fehler, er neigte zum Jähzorn, und Hera, die
ihn immer noch haßte, schickte ihm manchmal Anfälle von Raserei und Wahn-
sinn, in denen er nicht wußte, was er tat. So wurde er einst im Lauten-
spiel unterrichtet; aber da er geringe Fortschritte machte, tadelte ihn sein
Lehrer. Alsbald wurde der Knabe rasend und schlug jenen mit der Laute
so stark aus den Kopf, daß der alte Mann tot zu Boden fiel. Da begannen
die Thebaner sich vor ihm zu fürchten, und sie schickten ihn fort, einsam fern
im Gebirge die Rinder zu hüten. Immer stärker wuchs er dort heran und
schützte seine Herden vor wilden Tieren. Aber er kam auch zum Nachdenken. er
beschloß, mit seiner großen Kraft die Welt von Ungeheuern zu befreien, ein
Wohltäter der Menschen zu werden; zuvor aber ging er nach Delphi und
fragte den Gott Apollon, wie er sich von den Bluttaten reinigen und von
der Raserei des Jähzorns befreien könne. Da ward ihm die Antwort, er
Froning-Wülker. Lehrbuch der G-schichte. Vorstufe von Niebonr. 1