86 Cäsar
einen Augenblick, als er die Grenze Mittelitaliens erreichte; denn er zog ja
gegen sein Vaterland I Dann aber setzte er schnell über den Grenzfluß R il¬
vico n, und mit dem Ausruf: „Der Würfel ist ge«
fallen!" marschierte er gegen Rom. Pompejns verlor
vollständig die Besinnung: er floh mit seinen An-
hängern so eilig aus Rom, daß man sogar die wohl-
gefüllte Staatskasse zurückließ, ja, man vergaß, die
Schatzkammer zuzuschließen. Sie stand weit offen, und
Cäsar konnte das Geld gut gebrauchen! Er stellte in
Rom die Ruhe her, indem er seine Gegner mit Milde
behandelte, und folgte dann bald bem Pompejns nach
Griechenland. Dort besiegte er dessen Heer völlig, und
der geschlagene Feldherr floh nach Ägypten und wurde
ermordet. Cäsar ließ den Gegner ehrenvoll bestatten,
und nun hielt er einen Siegeszug durch die ganze
Welt: durch Asien, Afrika, Spanien; überall schlug er
die Anhänger des Pompejns, und als Herr des Erd-
kreises kehrte er nach Rom zurück. — Dort hielt er
einen großartigen Triumphzug, bei dem Gefangene aus
allen Ländern der Erde vor feinem Siegeswagen her¬
schritten : Ägypter und Neger, Gallier und Germanen.
Er gab große Fechterspiele und bewirtete das römische Volk an zweinnd-
zwanzigtausend Tischen zu je neun Plätzen. Er wurde nun zum Dictator
und Imperator auf Lebenszeit ernannt. Damit war er Alleinherrscher.
C. Vom Gipfel in die Tiefe. Milde und gütig waltete er in Rom,
belohnte feine Getreuen, verzieh seinen Gegnern und sorgte für die Armen.
Er war zum Herrscher geboren, und die Welt konnte sich seiner Herrschaft
freuen. Dennoch gab es in Rom Leute, die ihn und seine Macht haßten:
es waren die Anhänger der alten Republik. Einst, so
meinten sie, habe das Volk die Könige verjagt, und jetzt
lasse es sich feine Freiheit nehmen; denn ob sich gleich
Cäsar nicht König nennen ließ, ob er gleich eine Königs-
kröne, die ihm seine Freunde anboten, zurückgewiesen hatte,
so war er doch in Wirklichkeit König. Er ließ Münzen mit
seinem Bilde schlagen; er ließ sein Standbild auf das Kapitol
neben das der sieben alten Könige stellen; er trug wie diese eine Purpurtoga
(vgl. S. 64). Daher glaubten die Gegner, sich ein Verdienst zu erwerben,
wenn sie ihn aus dem Wege räumten; so verschworen sie sich, ihn zu ermorden.
An der Spitze der Verschwörung standen Brutus und Cassius,
zwei einstige Anhänger des Pompejns, die Cäsar gefangen genommen und
dann begnadigt hatte; ja, den Brutus hatte er mit Wohltaten überhäuft
und liebte ihn zärtlich. Brutus aber ließ sich überreden, er müsse die Frei-
Gefangener Germane.
tNach Knötel. Bilderatlas
zur deutschen Geschichte.)
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