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hörte der Gehorsam der Großen auf. Einige aber, an ihrer Spitze
der Erzbischof Anno von Köln, suchten den jungen Heinrich in ihre
Gewalt zu bringen, um dann für ihn die Negierung zu führen. Dazu
wählten sie ein arglistiges Mittel. Als einst die Kaiserin Agnes
mit ihrem Sohne in Kaiserswert weilte, forderte Anno den könig¬
lichen Knaben auf, eines seiner Schiffe zu besichtigen. Arglos folgte
dieser der Einladung; kaum aber hatte er das Fahrzeug betreten,
als die Ruderer plötzlich vom Lande abstießen. Heinrich fürchtete
für sein Leben; mutig sprang er über Bord, um nach dem Ufer zu
schwimmen. Aber man zog ihn in das Schiff zurück und brachte
ihn nach Köln, wo er unter der Aufsicht des Erzbischofs strenge er¬
zogen wurde. Der Knabe mußte sich unter die Gewalt Annos
beugen, aber er that es mit Groll gegen denjenigen, der ihn der
Mutter geraubt hatte, und lernte so die Kunst der Verstellung üben.
Aus Eifersucht gönnten die andern Reichsfürsten Anno die Herrschaft
nicht lange; bald mußte er sie mit dem Erzbischof Adalbert von
Bremen teilen. Dieser erwarb sich die Liebe des Knaben dadurch,
daß er ihn milder und freundlicher behandelte; da er aber zu nach¬
sichtig gegen die Schwächen und Leidenschaften desselben war, wurde
Heinrich leichtsinnig, launenhaft und trotzig. Adalbert lebte in Un¬
frieden mit den Sachsen; schlimm war es, daß er auch dem Knaben
Haß gegen dieses tapfere Volk einflößte, dessen trotzigen Sinn er
beugen wollte. Als Heinrich nun mündig geworden wnr, beschwerte
er die Sachsen durch Abgaben und Lasten. Besonders aber erbitterte
er das freiheilliebende Volk dadurch, daß er zahlreiche Burgen in
ihrem Lande anlegte und diese fränkischen Besatzungen übergab, welche
übermütig die alten Rechte und Freiheiten der Sachsen verletzten.
Kemrich im Kampf mit den Sachsen. Da verschworen sich
die Fürsten der Sachsen mit den Bauern, um die Gewaltherrschast
des Königs aus dem Stamme der Franken abzuwerfen. Heinriche
der davon Kunde erhielt, bemächtigte sich plötzlich ihrer Häupter, und
setzte sie gefangen. Da brach die Empörung in hellen Flammen
aus. Im Bunde mit den Thüringern erhob sich das ganze Volk
gegen den König, rachelustig zerstörte es mehrere Burgen und bei¬
lagerte Heinrich selbst in der Harzburg. Dieser konnte mit seiner
geringen Mannschaft an keinen Wiederstand denken; nur die Flucht
konnte ihn retten. In der Stille der Nacht schlich er sich mit seinem