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Cäsar.
„Spiele", und es freute sich, wenn die Fechter tapfer zu siegen und — zu
sterben wußten. Cäsar aber lächelte und tat alles, was dem Volke gefiel,
ja, er gab nicht nur sein ganzes^ Vermögen aus, er machte noch ungeheure
Schulden. Aber was er erreichen wollte, erreichte er: er gewann sich die
Liebe des Volkes wie kein anderer Römer.
L. Vom Triumvirn zum Alleinherrscher. 1. Das Triumvirat.
Vierzig^Jahre war Cäsar schon alt geworden, da beschloß er den Weg zur
Macht zu betreten, nach dem sein ganzes Sinnen ging. Es wird erzählt,
er sei einst auf einer Reise durch die Alpen in ein ganz kleines, ärmliches
Dorf gekommen und feine Freunde hätten die elenden Bewohner bedauert.
,Ci," sagte Cäsar, „ich möchte lieber in diesem elenden Dorfe der Erste als
in Rom der Zweite sein." Dennoch ging er langsam und klug vorwärts.
Zwei Männer standen ihm in Rom im Wege: Pompejns, den man „den
Großen" nannte, weil er eine Reihe von großen Kriegen glücklich beendet
hatte, und Cr aff ns, der ein ungeheures Vermögen angesammelt hatte.
Dem gegenüber hatte Cäsar nichts als die wetterwendische Liebe des Volkes:
keinen Kriegsruhm, kein Geld, ja, eine ungeheure Schuldenlast. So sah er
ein, daß er die beiden Männer zunächst noch brauchte: er schlug ihnen vor,
sich mit ihm zn verbünden, so könnten sie zusammen die Welt beherrschen.
Die beiden andern gingen darauf ein, und so bildeten die Drei i. I. 60
60einen Dreimännerbund oder ein Triumvirat.
Jetzt beherrschten sie in der Tat die Welt. Der Senat und die Vor»
nehmen waren für Pompejus, das Volk war für Cäsar, und Craffns bezahlte
Cäfar^Schnlden und erhielt mit seinem vielen Gelde das Volk bei guter
Saune. In den folgenden Jahren wurden sie nacheinander zu Consuln ge¬
wählt, und dann ließ sich, wie es üblich war, jeder eine Provinz übertragen:
Cäsar Gallien, Pompejus Spanien, Crassus Asien. Pompejus blieb in Rom
und lebte schwelgerisch von den Einkünften des reichen Spanien, Crassus
blieb auch zunächst in Rom; Cäsar aber ging gleich fort: er mußte dafür
sorgen, daß er die beiden andern entbehren konnte!
2. Cäsar in Gallien. Ein ganz anderer wurde Cäsar jetzt, ein
Feldherr, wie ihn Rom noch nicht gehabt hatte. Gallien teilte man da¬
mals in das Gallien dies seit der Alpen oder Norditalien und das Gallien
jenseit der Alpen, von dem ein schmales Gebiet ant Ufer des Mittel¬
ländischen Meeres römisch war. Das ganze übrige Gallien aber, vom Mittel-
meer bis zur Nordsee und zu den Usern des Rheins, das jetzige Frank¬
reich, war ein freies Land und war dicht bevölkert von den wilden Gallier¬
stämmen, die einst der Schrecken Roms gewesen waren und die jetzt in dem
reichen Lande zahllose feste Städte befaßen. Das ganze Land hat Cäsar in
einem Sommer bezwungen, und trotz tapferen Widerstandes war nach acht
Jahren das ganze Volk für immer den Römern unterworfen. Und was
diesen großen Erfolg herbeigeführt hat, das war allein Cäsars Geist. Zu