Full text: Deutsche Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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men hoch empor; Himmel und Erde und Meer wurden 
davon gerötet. Sie verkündeten den Menschen den 
Tod des Gottes der Unschuld, der Gerechtigkeit und 
den Verlust seiner Segnungen. 
3. Unterdessen war Hermod neun Tage und neun 
Nächte durch dunkele Thäler geritten, in denen weder 
Sonne noch Mond ihr Licht verbreiteten; endlich kam 
er zu der Wohnung Hels, die mit einem hohen Gitter 
umschlossen war. Er gab dem Rosse die Sporen, und 
das edle Tier setzte in weitem Sprunge über das Gitter, 
ohne auch nur die Spitzen desselben zu berühren. Dann 
stieg er ab und trat in die Halle, wo er seinen Bruder 
und Nanna auf einem Ehrenplatze sitzen sah. Flehend 
trat er vor die Göttin Hel und bat sie, dafs sie den 
Gott wieder entlasse; denn grofses Klagen und Trauern 
sei ob seines Todes unter allen Göttern1 und Göttinnen. 
Da sprach Hel: „Nun mag sich erproben, ob Balder von 
allen Wesen so geliebt wird, wie man sagt. Wenn alle 
Dinge in der Welt, lebendige wie leblose, um Balder 
weinen, so soll er wieder zu den Göttern zurückkehren; 
wenn aber auch nur eins der Wesen nicht weint, so 
soll er bei mir bleiben.“ Fröhlichen Mutes ritt Hermod 
nach der Götterburg zurück und berichtete, was er 
vernommen. Da sandten die Götter eiligst Boten nach 
allen Richtungen und liefsen allen Wesen sagen, dafs 
Balder aus Hels Wohnung zurückkehren werde, wenn 
alle Wesen um ihn weinten. Und alle Wesen thaten 
gern, um was sie gebeten wurden, und weinten, Men¬ 
schen und Tiere, Pflanzen, Erde, Steine und alle Erze. 
Schon meinten die Boten, ihre Sache glücklich ausge¬ 
richtet zu haben; da sahen sie plötzlich ein Riesenweib 
in einer Höhle sitzen, welches sich weigerte, um Balder
	        
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