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von Tag zu Tag, und zuletzt übertrugen sie ihm den
Oberbefehl über ihre gesamte Streitmacht. Zopyrus liefs
den Dai'ius durch verabredete Zeichen darüber in Kenntnis
setzen, und als die Perser jetzt einen Sturm wagten,
öffnete er ihnen zwei Thore der Stadt, durch wclche der
Feind unbehindert eindrang. Babylon fiel, seine Mauern
wurden geschleift, und dreitausend Einwohner mufsten
am Kreuze büfsen. Zopyrus aber wurde Statthalter von
Babylon.
10. Nördlich von der untern Donau und dem
schwarzen Meere bis zum kaspischen See wohnten die
Scythen, ein wildes Nomadenvolk, welches die Perser
jahraus jahrein durch plündernde Einfälle beunruhigte.
Ihrem Unwesen ein Ziel zu setzen, beschlofs Darius, das
ganze Land durch Krieg zu erobern. Nach Beendigung
der Rüstungen zog er mit seinem Heere über den
Bosporus, den er hatte überbrücken lassen, und kam
durch das thracische Land bis an die Donau, über welche
er ebenfalls eine Brücke schlagen liefs. Als Wächter
derselben liefs er die Statthalter (Tyrannen) der grie¬
chischen Kolonieen in Kleinasien zurück. Dann begann
er selber den Feldzug gegen die Scythen, Diese aber
hatten beschlossen, sich mit den kampfgeübten Persern
in keine offene Feldschlacht einzulassen; sie zogen sich
vor dem nachrückenden Feinde zurück, verbrannten hinter
sich alles Gras, verschütteten die Brunnen und brachten
die Perser dadurch in die gröfste Not. Endlich schickte
Darius einen Boten an die feindlichen Führer und forderte
sie zur Unterwerfung auf. Aber statt aller Antwort gab
man dem Boten einen Vogel, eine Maus, einen Frosch
und ein Bündel Pfeile als Geschenk für seinen Herrn.
Einer der Vertrauten des Darius erklärte dieses Geschenk