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3. Marius und Sulla. Etliche Jahre später ent¬
brannte ein Krieg zwischen den Römern und dem Könige
Mithridates von Pontus am schwarzen Meere. Der
frühere Untergebene des Marius, Lucius Cornelius
Sulla, wurde zum Oberfeldherrn ernannt. Das erregte
den Ingrimm des Marius; er veranlafste einen Aufstand
in Rom; die frühere Abstimmung wurde verworfen und
der Oberbefehl dem Marius übertragen. Auf die Nach¬
richt davon eilte Sulla mit seinem Heere herbei, rücktc
mit Gewalt in Rom ein, erklärte den Marius in die
Acht und zwang ihn zur eiligen Elucht. ln Minturnä,
einer kleinen italischen Stadt, wurde er ergriffen und
ins Gefängnis geworfen. Ein Sklave wurde gesandt,
um ihn zu töten. „Wer bist du,“ donnerte ihm Marius
entgegen, „dafs du es wagst, auf mich dein Schwert zu
zücken!“ Da überfiel den Sklaven eine solche Angst,
dafs er davoneilte. Marius aber entkam und entfloh
nach Afrika, wo er sich eine Zeitlang in den Ruinen
Karthagos aufhielt. — Unterdessen wrar Sulla mit seinem
Heere gegen den Mithridates aufgebrochen. Seine Ab¬
wesenheit benutzte der Konsul Cinna, ein Anhänger
des Marius, um das Volk gegen die Partei des Sulla
aufzuwiegeln. Aus der Stadt vertrieben verband er
sich mit Marius, der schleunigst aus Afrika herbeieilte.
Allerlei Raubgesindel und entlaufene Sklaven sammelten
sie um sich, und rachesinnend zogen sie gegen Rom.
Der unterwürfige Senat kam ihnen bis an die Thore
entgegen und bat um Schonung. Aber Marius mochte
von Schonung nichts wissen; plündernd, raubend und
mordend durchzogen seine wüsten Scharen die Strafsen
Roms. Entsetzliche Schandthaten wurden verübt, und
fünf Tage hindurch war Rom der Schauplatz wilden