Full text: Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte (Teil 2)

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Hier wurden bie herrlichen Schauspiele großer athenischer Dichter 
gegeben, von denen ber berühmteste S6phokles hieß. Jeder 
Bürger konnte die Vorstellungen besuchen; das Eintrittsgeld, 
13 Pfennige, gab ihm der Staat. Das gefiel den Leuten, denn sie 
gingen gern ins Theater. Aber sie gewöhnten sich auch an Müßig- 
gang und Wohlleben; das war für den Staat sehr verderblich. Wenn 
jedoch einer arbeiten wollte, so konnte er sich viel Geld bei den großen 
Bauten verdienen, die P6rikles auf der Burg von Athen errichten ließ. 
Alle Kosten dieser Bauwerke trug bie Staatskasse, benn Athen 
war sehr reich unb erhielt jährlich Abgaben von mehr als vierzig 
griechischen Inseln. 
2. Die Kunst unter Perikles. Boll Staunen sahen die Menschen 
die herrlichen Werfe bet Bau- unb Bilbhauerkunst, bie auf der Burg 
entstanden. Sie gehören zu den schönsten Werken aller Zeiten. 
Eine breite Marmortreppe, die nach der Stadtseite lag, führte den 
Besucher zu einer mächtigen, mit Säulen geschmückten Torhalle 
hinauf. Ging man durch einen der fünf Durchgänge auf die Höhe des 
Burgfelsens, fo sah man ein wundervolles, 18 m hohes Erzbild der 
Stadtgöttin Athene. Es war ein Werk des großen Bildhauers 
PHLbias, eines Freunbes bes Perikles. Die Göttin trug eine kriege¬ 
rische Rüstung. Ihr Helmbusch und die Spitze ihrer Lanze glänzten 
weithin über das Meer und dienten als Wahrzeichen für die Schiffe, 
die aus der Ferne nach Athen kamen. 
Auch ein Tempel der Göttin war da oben erbaut. Nichts 
Schöneres gab es in ganz Griechenland. Um den herrlichen Tempel- 
bau lief eine weite Halle mit 58 schimmernden Marmorsäulen. Darin 
stand der Thronsessel, auf dem der Perserkönig während der Schlacht 
bei Salamis gesessen hatte. Der Giebel des Tempels war reich mit 
herrlich bemalten Bildwerken verziert. In dem Tempel ragte ein 
12 m hohes Stanbbilb ber Göttin empor, das ebenfalls von PHLdias 
geschaffen worden war. Eigentlich sollte die Bildsäule aus Marmor 
gemeißelt werden. So hatte Phidias es dem Volke vorgeschlagen. 
Als er aber sagte, Marmor sei auch billiger, da rief die Menge: „Nein, 
nein, jetzt mache sie aus Gold und Elfenbein!" So bildete der Meister 
denn das Gesicht, die Arme und Hände aus Elfenbein, das Gewand 
aber, das sich abnehmen ließ, aus reinem Golde. Das Haupt der 
Göttin war behelmt; mit der einen Hanb trug sie eine kleine Sieges¬ 
göttin, bie anbete stützte sie auf ihren Schilb. Wer in ben Tempel 
trat unb bas herrliche Bildwerk sah, wurde von Bewunderung er- 
griffen. Solche und andere Kunstwerke machten Athen zur glänzend¬ 
sten Stadt von Griechenland. 
Der Freund des P6rikles schuf auch ein hochberühmtes, gold¬ 
elfenbeinernes Bild des obersten Gottes Zeus für den Tempel
	        
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