Full text: Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte (Teil 2)

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von Olympia. Die Statue war 12 m hoch und galt als Wunder der 
Welt. Ein Unglück sei es, so meinten die Griechen, wenn jemand 
stürbe, ohne daß er sie gesehen hätte. Keiner aber freute sich mehr 
über die Kunst, die von Athen ausging, als P6rikles. 
3. Das Ende des Perikles. Leider kam bald arges Leid über 
den großen Mann. Athen geriet in einen schweren Krieg mit der 
Stadt Sparta und ihren Bundesgenossen, und bald brach auch eine 
schlimme Pest unter den Bewohnern aus. Die Feinde des Perikles 
sagten, er sei schuld an dem Unglücke, und das betörte Volk entsetzte 
ihn sogar des Feldherrnamtes. Auch fielen zwei seiner Söhne und 
seine liebsten Freunde der schrecklichen Pest zum Opfer. Zwar er- 
hoben ihn die Athener bald wieder an die Spitze ihres Staates, aber 
seine Kraft war dahin, und endlich ergriff auch ihn die todbringende 
A9Q Seuche. „Ich scheide glücklich," sagte er sterbend, „denn 
durch meine Schuld hat kein Athener je ein Trauergewand 
zu tragen brauchen!" 
Siebzig Jahre ist Perikles alt geworden. 
5. Sokrates. 
1. Sokrates als Weiser. Zur Zeit des Perikles lebte in Athen 
ein weiser Mann. Er hieß S6krates und war eines Bildhauers 
Sohn. In der Jugend hatte der Weise das Gewerbe seines Vaters 
betrieben. Voll Trauer sah er die schlimme Zerrüttung der Sitten, 
die in seiner Vaterstadt eingetreten war. Deshalb beschloß er, die 
Verbreitung der Tugend zur Aufgabe seines Lebens zu machen. Um 
tugendhaft zu werden, so lehrte S6krates, müsse der Mensch sich 
selber kennen lernen. Wer einen aufrichtigen Willen habe, könne 
durch Belehrung ein braver Mensch werden und sich an das Gute 
gewöhnen. Freundlich unterwies er die Jünglinge und leitete sie 
zum Nachdenken an, damit sie in sich gingen und sich besserten. Be- 
sonders lehrte er sie, einfach zu leben. Er selbst trug einen ärmlichen 
Mantel, ging auch zur Winterzeit oft barfaß und begnügte sich mit 
der einfachsten Kost. Einmal klagte ihm ein verweichlichter Jüngling, 
das Leben in Athen sei so kostspielig, daß man es kaum bestreiten 
könne; Essen und Trinken, Kleidung und Schmuck, alles sei teuer. 
Da ging Sokrates mit ihm in mehrere Läden; Brot und Oliven 
waren hier sehr billig, und auch Tuch zur Kleidung war für wenig 
Geld zu haben. „Siehe," sagte Sökrates lächelnd, „ich finde es doch 
sehr wohlfeil; es kommt nur darauf an, daß man genügsam ist!" 
Durch solche Unterweisungen kamen viele auf den rechten Weg und 
wurden seine treuen Anhänger und Schüler. 
Nichts brachte den ernsten Mann aus seiner Ruhe. Einmal schlug 
ibn ein Mensch mit einem Stocke über den Kopf. „Es ist doch schade,"
	        
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