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3. Äriegszüge durchs Perserreich. Als der Winter nahte, machte
er in der Stadt G6rdium Halt. Hier war in einem Tempel ein
Wagen des sagenhaften Königs Midas. Die Riemen an der Deichsel
waren überaus kunstvoll verschlungen. Wer diesen „gordischen
Knoten' löse, so lautete eine alte Prophezeiung, der würde Asien
beherrschen. Alexander löste den Knoten, indem er ihn kurzerhand
mit dem Schwerte zerhieb. Auf dem Weiterzuge erkrankte er schwer
in der Stadt Tarsus, wo der Apostel Paulus geboren ist; ein
^ltes Bad stürzte ihn in ein hitziges Fieber, und alle befürchteten
seinen Tod. Sein Leibarzt Philippus reichte ihm schließlich das einzige
Mittel, das vielleicht noch wirken konnte. Alexander wollte eben die
Medizin einnehmen, als er den Brief eines Freundes erhielt; darin
stand geschrieben: „Hüte dich vor Philippus, denn er soll vom Perser-
könige verleitet sein, dich zu vergiften." Alexander vertraute dem
Arzte; er gab ihm ruhig den Brief zu lesen und trank im selben
Augenblicke die Arznei. Und siehe, der König genas; in drei Tagen
stand er wieder an der Spitze seines hocherfreuten Heeres.
Bei I s s u s in Syrien, am Strande des Mittelmeeres, erfocht
Alexander den zweiten Sieg. Der Perserkönig Darms konnte sich
Eaurn durch die Flucht retten. Das reiche persische Lager mit dem
kostbaren Königszelte wurde ein Beute des Siegers. Auch die Mutter,
die Gemahlin und mehrere Kinder des Darius fielen in seine Hände.
Alexander tröstete die Gefangenen und behandelte sie mit solcher
Großmut, daß auf die Kunde davon der flüchtige Darius ausrief:
„O ihr Götter? Habt ihr beschlossen, mir mein Reich zu nehmen, so
gebt es keinem andern, als dem Könige der Mazedonier!"
In stolzem Siegeslaufe zog Alexander durch die Länder an der
Meeresküste Kleinasiens. Von Palästina kam er nach Ägypten. Hier
entstand am Nilflusse eine wichtige Handelsstadt, die ihm zu Ehren
Alexandrien genannt wurde. In einem Tempel, der in der Wüste
lag, begrüßten die Priester den König als den Sohn des obersten
Gottes; sein Ansehen bei den Völkern stieg dadurch gewaltig. Er
kehrte nach Asien zurück unb drang über den Enphrat vor. Bei dem
Dorfe Gaugam6la, unweit ber Trümmer von Ninive, be-
siegte er ben Darms in ber letzten entfcheidenden Schlacht; Darius
floh abermals. Er würbe auf ber Flucht von einem treulosen Statt-
Halter gefangen unb elenb ums Leben gebracht. Alexanber aber zog
als Herrscher in bie persische Hauptstabt Susa ein.
4. Alexander als Perserkönig. Alexanber fing nun an, sich selbst
als Perserkönig zu kleiben, hielt einen prächtigen Hof unb bevorzugte
die vornehmen Perser vor seinen Mazedoniern. Diese sahen das sehr
unwillig und dienten dem Könige nicht mehr so gern wie zuvor. Auf
einem Aeldzuge, den er nach dem fernen Gewürzlande Indien machte,