Full text: Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte (Teil 2)

— 60 — 
Franzmann — pardauz! — in den Sand. Gelassen öffnete der 
Sieger jetzt das Visier — siehe, es war kein anderer als der herrliche 
Max! Mit lautem Jubel drängte das Volk herzu, und alle priesen 
den ritterlichen Fürsten, der die Ehre seines Volkes so wacker ge- 
rettet hatte. 
3. Auf der Martinswand. Einmal hatte sich, so wird erzählt, 
der Kaiser, der gern im schönen Lande Tirol aus die Jagd ging, beim 
Verfolgen einer Gemse an der 
felsigen Martinswand unweit 
Innsbruck verstiegen. Er war auf 
einen ganz engen Felsvorsprung 
geraten, unter dem ein tiefer Ab- 
grnnd gähnte, und konnte weder 
vor- noch rückwärts. Zwei Tage 
verbrachte der Kaiser bereits auf 
der Platte ohne Speise und Trank, 
und man hielt ihn für verloren. 
Ein Priester segnete ihn vom Tale 
herauf zum letzten Male mit dem 
hl. Sakramente, und Max berei- 
tete sich zum Tode. Da erscheint 
plötzlich auf der Felsenhöhe über 
dem Kaiser wie ein Bote des Him- 
mels ein unbekannter Bergsteiger; 
er wirft ihm einen langen Strick 
zu und zieht ihn zu dem Felsen 
herauf. So war der kaiserliche 
Jäger vom Hungertode gerettet. 
Nach einer Stunde befanden sich 
beide im Tale; ehe aber der Kaiser 
sich's versah, war sein Retter im 
m , . . Gedränge verschwunden. Die 
majEfmillan I. _ , ' ' 
Leute glaubten, es sei ein Engel 
gewesen, den Gott der Herr gesandt habe, um den Kaiser zu retten. 
„Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land 
Und zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand. 
Noch lebt die edle Kunde und jubelt himmelswärts 
Aus manches Sängers Munde durch der Tiroler Herz." 
5. Maximilians Tod. Über ein Vierteljahrhundert regierte der 
Kaiser. Wie ein frommer Christ bereitete er sich auf den Tod vor; 
auf seinen Zügen führte er in den letzten Jahren den eigenen Sarg 
mit sich. Auch ein herrliches Grabdenkmal ließ er sich zu seinen Leb-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.