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Franzmann — pardauz! — in den Sand. Gelassen öffnete der
Sieger jetzt das Visier — siehe, es war kein anderer als der herrliche
Max! Mit lautem Jubel drängte das Volk herzu, und alle priesen
den ritterlichen Fürsten, der die Ehre seines Volkes so wacker ge-
rettet hatte.
3. Auf der Martinswand. Einmal hatte sich, so wird erzählt,
der Kaiser, der gern im schönen Lande Tirol aus die Jagd ging, beim
Verfolgen einer Gemse an der
felsigen Martinswand unweit
Innsbruck verstiegen. Er war auf
einen ganz engen Felsvorsprung
geraten, unter dem ein tiefer Ab-
grnnd gähnte, und konnte weder
vor- noch rückwärts. Zwei Tage
verbrachte der Kaiser bereits auf
der Platte ohne Speise und Trank,
und man hielt ihn für verloren.
Ein Priester segnete ihn vom Tale
herauf zum letzten Male mit dem
hl. Sakramente, und Max berei-
tete sich zum Tode. Da erscheint
plötzlich auf der Felsenhöhe über
dem Kaiser wie ein Bote des Him-
mels ein unbekannter Bergsteiger;
er wirft ihm einen langen Strick
zu und zieht ihn zu dem Felsen
herauf. So war der kaiserliche
Jäger vom Hungertode gerettet.
Nach einer Stunde befanden sich
beide im Tale; ehe aber der Kaiser
sich's versah, war sein Retter im
m , . . Gedränge verschwunden. Die
majEfmillan I. _ , ' '
Leute glaubten, es sei ein Engel
gewesen, den Gott der Herr gesandt habe, um den Kaiser zu retten.
„Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land
Und zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand.
Noch lebt die edle Kunde und jubelt himmelswärts
Aus manches Sängers Munde durch der Tiroler Herz."
5. Maximilians Tod. Über ein Vierteljahrhundert regierte der
Kaiser. Wie ein frommer Christ bereitete er sich auf den Tod vor;
auf seinen Zügen führte er in den letzten Jahren den eigenen Sarg
mit sich. Auch ein herrliches Grabdenkmal ließ er sich zu seinen Leb-