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sie sich von einer Sklavin begleiten lassen; alleinzugehen war für
sie unstatthaft. Nur Frauen von geringem Stande, die keine
Sklavinnen hatten, konnten sich freier bewegen. Ein Familien-
leben in unserem Sinne war ganz unbekannt. Wo aber dieses
fehlt, ist es im Grunde um ein Volk nicht gut bestellt.
§ 63. Berühmte Frauen. Unter den Frauen der geschichtlichen
Zeit haben zwei einen besonderen Ruf erlangt. Im siebenten Jahr-
hundert v. Chr. lebte auf der Insel Lesbos die Dichterin S a p p h o
(sprich: Sapp-fo). Man nennt sie die „lesbische Nachtigall", die
zehnte Muse". Sie leitete eine Schule, worin sie begabte Mädchen
in Dichtkunst und Musik unterwies. Einige Lieder Sapphos sind noch
erhalten. Der Sage nach stürzte sie sich in schwerem Kummer von
einem Felsen ins ägaische Meer hinab.
Zweihundert Jahre später lebte in Athen AspÄsia aus Mil6t
in Kleinasien, die zweite Gemahlin des Perikles. Sie war eine
hochbegabte und feingebildete Frau und hatte deshalb ausnahms-
weise Anteil am öffentlichen Leben. Oft unterhielt sich mit ihr
über ernste Dinge der weise Sokrates, der sie sehr hoch schätzte.
Sie übte einen großen Einfluß auf ihren Gemahl aus, und man
sagt, daß sie ihn in der Rednerkunst gebildet habe.
Dritter Abschnitt.
Die Zeit des Verfalls.
Griechenland wird vom Peloponnesischen Kriege, 431—404, und anderen
Kämpfen zerrüttet und verliert schließlich seine Freiheit.
Der PeloponnGsche Krieg.
§ 64. Der Ausbruch des Krieges. Mit wachsender Eifer-
sucht schauten die Spartaner samt ihren Bundesgenossen im Pelo-
ponn6s auf die Macht und Blüte Athens. Immer stärker traten
die Gegensätze zwischen den beiden Staaten hervor: jonische und
dorische Stammesart, Volksherrschaft und Adelsherr-
schaft, Seemacht und Landmacht standen einander drohend
gegenüber. So mußte es zum Kriege kommen. P6rikles hatte
das seit langem vorausgesehen und deshalb mit aller Macht den
Ausbau der athenischen Flotte betrieben; dreißig Millionen Mark
lagen für den Krieg im Staatsschatze bereit.
Ein Streitfall zwischen der Handelsstadt Korinth und ihrer
Kolonie, der Insel Kettyta, in den sich die beiden feindlichen