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Gegner und machte sie dann einzeln nieder. Auch der vierte König,
AnkusM^rtius sspr. Märzius), erweiterte die römische Herrschaft.
Die drei letzten Könige, die sogenannten Tarquinier,
stammten aus Etrurien. TarquLnius Priskus, d. h. der
Alte, schuf große Bauten. Er begann auf dem kapitolinischen Hügel
den Bau eines Tempels des höchsten Gottes. Ferner legte er den
Marktplatz und die noch heute gebrauchten Kloaken, unter-
irdische Entwässerungskanäle, an. Auch schuf der König eine Renn-
bahn, den Zirkus, d. h. Kreis, worin die Römer Wettrennen
und Kampfspiele abhielten. Sein Nachfolger S 6 rvius Tüllius
gab den Bürgern Gesetze. Der letzte König war Tarquinius
Sup6rbus, d. h. der übermütige. Von ihm wird erzählt, er
habe aus der Hand einer geheimnisvollen alten Frau die prophe-
tischen Bücher gekauft, die in Zeiten der Bedrängnis des Staates von
den Priestern um Rat befragt wurden. Er zog sich durch Gewalttaten
den Haß des Volkes zu. Die freche Beschimpfung einer edlen Frau,
namens Lukretia, durch seinen Sohn führte endlich seinen
-*10 Sturz herbei. Die Römer beseitigten die Königsherrschaft
und errichteten eine Republik, d. h. einen Freistaat.
Das geschah im selben Jahre, in dem auch bei den Athenern
die Tyrannenherrschaft des Hippias ein Ende fand.
§ 97. Die Einrichtungen in der Königszeit. Der vom Volke
gewählte König hatte, wie die alten Könige bei den Griechen, die
höchste Gewalt in Krieg und Frieden. Er war oberster Heer-
führet, Richter und Priester. Die Abzeichen seiner
Würde waren ein Purpurstreifen am Oberkleide und ein eifert-
beinerner Stuhl. Auch schritten, wenn er ausging, Amtsdiener, so¬
genannte Siktören, vor ihm her; sie trugen, um seine Strafgewalt
anzudeuten, Rutenbündel, aus denen ein Beil hervorragte.
Dem Könige zur Seite stand der S e n ä t, d. h. Rat der Alten.
Seine Mitglieder berief der König auf Lebenszeit. Sie rieten ihm
in wichtigen Dingen, was zu tun sei.
Sämtliche Vollbürger bildeten die Volksversammlung.
Diese gab in den wichtigsten Angelegenheiten, z. B. über Krieg und
Frieden, die Entscheidung. Die Vollbürger waren die Nachkommen
der ältesten Familien und hießen darum Patrizier, d. h. „Vater-
kinder" (Abkömmlinge der alten,,Väter"); sie waren der eigentliche
Adel von Rom.
Das niedere Volk umfaßte die Plebejer, d. h. die Leute
der Maffe. Sie waren die Nachkommen der Unterworfenen oder
spätere Einwanderer und lebten als Kleinbauern, Arbeiter oder
Handwerker. Die Plebejer hatten im Staate keine Rechte; sie
mußten aber Steuern zahlen und Kriegsdienste leisten.