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Familie in Schuldknechtschaft. Es war ähnlich wie in Athen zur Zeit
Solons. Mit Erbitterung mußten die Plebejer auch noch sehen, daß
die Patrizier alles eroberte Land für sich in Benutzung nahmen.
Sie verließen daher eines Tages Rom, zogen auf den eine Stunde
entfernten „heiligen Berg" und wollten nicht mehr zurückkommen.
Zwar bewog sie der volksfreundliche Men6nius Agrippa
durch die Erzählung einer klug erdachten Fabel doch zur Umkehr;
aber die Patrizier mußten ihnen das Recht zugestehen, sich eigene
Schutzbeamte, die sogenannten Tribünen, d. .h. Vorsteher, zu
wählen. Diese bekamen das Recht, jeden volksfeindlichen Beschluß
des Senates und der Beamten für ungültig zu erklären; sie waren
unverletzlich, durften aber nur bei offenen Türen schlafen, damit sie
jeden Augenblick zur Hand wären.
Wie es heißt, wollte der stolze und harte Patrizier K o r i o -
l a n u s eine Hungersnot dazu benutzen, um die Plebejer zum Ber-
zichte auf die Wahl von Tribunen zu zwingen. Deshalb von den
Tribunen vorgeladen, ging er zu dem feindlichen Nachbarvolke der
V o l s k e r und führte diese gegen Rom. Erst die persönlichen Bitten
seiner alten Mutter bewogen ihn zum Abzüge; „Mutter, Mutter,"
rief er aus, „Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren!"
Er starb im Elende.
§ 101. Das Zwölftaselgesetz. Wie in Athen vor der Zeit
Drakons, so gab es auch in Rom noch keine geschriebenen Gesetze, und
die patrizischen Richter machten sich mancher Willkür gegen die
Plebejer schuldig. Deshalb verlangten diese immer wieder geschrie-
bene Gesetze. Endlich stimmten die Patrizier der Wahl von „Zehn-
männern" zu, die nun das Recht aufzeichneten. Die Gesetze a r a
wurden zu jedermanns Kenntnis in zwölf eherne Tafeln ein-
gegraben und bildeten fortan die Grundlage der Rechtsprechung.
Einige Reste sind noch erhalten.
Die Zehnmänner behielten, so wird hinzugesetzt, eigenmächtig
die Gewalt bei und verübten viele schlimme Taten. Einer von ihnen,
Appius Klaudius mit Namen, versuchte sogar die edle
V e r g ! n i a , die Tochter eines angesehenen Plebejers, ihrer Frei-
heit zu berauben. Damit das Mädchen nicht zur elenden Sklavin
werde, erstach der eigene Vater sie mit einem Messer. Dann rannte
er mit dem blutigen Eisen auf den Markt und entflammte des Volkes
Wut gegen die Tyrannen. So wurden diese gestürzt; der arge
Appius Klaudius nahm sich im Gefängnisse das Leben.
Die Zwistigkeiten zwischen Patriziern und Plebejern dauerten
noch anderthalb Jahrhunderte lang; sie erloschen erst mit der Gleich-
stellung beider Stände.