Der völlige Untergang des Freistaates,
§ 138* Der Erbe Casars. Bei der Leichenfeier, die für Cäsai
auf dem Markte gehalten wurde, stachelte der ehrgeizige Konsul
Antonius, einer der Anhänger des Ermordeten, das Volk zur
Wut gegen die Verschworenen; durch die Flucht mußten sie sich aus
der Stadt retten, und Antonius hoffte nun selber an die Spitze des
Staates zu gelangen.
Jetzt eilte jedoch ein achtzehnjähriger Jüngling herbei und trat
als Erbe des Toten auf. Es war Oftaüian, der Enkel von
Casars Schwester Julia. Der kinderlose Alleinherrscher hatte ihn an
Sohnes Statt angenommen und zu seinem Haupterben eingesetzt.
Oktavians Vorfahr war, so erzählt man, Bäckermeister in einer
Stadt von Latium gewesen. Der früh verwaiste Knabe, der von
schwächlicher Gesundheit war, hatte im Hause seiner Großmutter zu
Rom Aufnahme gefunden und eine sorgfältige Erziehung genossen.
Man sah den jungen Mann zuletzt in der Begleitung Cäsars auf dem
Feldzuge nach Spanien; dann hatte er sich, um zu studieren, nach
Apollonia in Jllyrien begeben, wo ihn die Nachricht von der Er-
mordung seines Großoheims erreichte.
Mit großer Schlauheit verfolgte er von nun an das Ziel der
Herrschaft. Er schloß zunächst mit dem gewalttätigen Antonius
AO und dessen Vertrauten L e p i d u 3 den zweiten Drei -
° männerbund und willigte in die Ächtung zahlreicher
Anhänger der Abelspartei. In der Liste der Geächteten stand auch
der greise Cicero. Verzweifelt floh der Unglückliche nach seinem
Landgute; hier traf ihn der Dolch der Verfolger. Sein Kopf wurde
auf der Rednerbühne des Marktplatzes öffentlich ausgestellt.
Nach kurzer Zeit verdrängten Oktavian und Antonius ihren
Genoffen L6pidus und zogen dann gegen die beiden Häupter bei
Cäfarmörder, bie sich inzwischen zu Herren bes Ostens gemacht hatten.
Bei P h i l i p p i in Mazebonien, an ber großen Heerstraße nach
Asien, erlagen ihnen bie Verschworenen unb gaben sich selber ben Tob.
§ 139. Die letzte Entscheidung. Nun rüstete Oktavian in ber
Stille zum Kampfe wiber feinen Nebenbuhler. Antonius war ins
Morgenlanb gezogen unb gebot hier mit großer Härte. Er plünberte
Stäbte unb Tempel unb verfuhr nach Willkür mit ben Fürsten; ben
Herobes machte er zum König bei ben Juben. Balb ergab sich ber
haltlose Mann an bem Hofe ber Königin Kle6patra in Alexanbrien
einem schwelgerischen Leben. Sie wußte ihn ganz zu beherrschen.
Er stieß sogar seine Gemahlin, bie Schwester Oktavians, von sich unb
verlieh römische Lanbgebiete an bie Kinber ber Ägypterin; biefe