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Oktavian nannte sich selbst nur P r i n z e p s , d. h. Erster (des
Senates), woraus das Wort Prinz entstanden ist. Der Senat verlieh
ihm den Titel A u g u st u s , d.h. der Erhabene, und die Römer
verewigten den Ehrennamen, den auch die deutschen Kaiser des
Mittelalters führten, in dem Monatsnamen August. Seine Wohnung,
die einfacher war als die der meisten vornehmen Familien, hatte
der Herrscher auf dem Palatinischen Hügel; dort lebte er wie ein
Bürger still und zurückgezogen.
Ein Kreis von bedeutenden Schriftstellern zierte sein Zeitalter;
der Geschichtschreiber Liv.ius beschrieb die Vergangenheit des
römischen Volkes, V e r g.t l besang die Irrfahrten des Aen6as,
Ov ! d brachte griechische Göttersagen in Verse, und der beschauliche
H o r ä i dichtete Oden, d. h. festliche Lieder.
Ordnung und Friede herrschten im weiten Reiche. Mit starker
Hand schützte der Kaiser die Provinzen vor den Erpressungen der
Beamten, wie nicht minder vor den Einfällen barbarischer Völker.
Im Norden dehnten die Waffen seiner Stiefsöhne Drusus und
Tiberius die Grenzen bis über den Rhein aus. Bereits schien Ger-
q manien bis zur Elbe römisch zu sein, da vernichtete der junge
Cheruskerheld Arminius im Teutoburger Walde die Legionen
n.Chr. Varns, und der Rhein schied das römische Reich wieder
von den freien Söhnen der germanischen Wälder.
Zu N 6 l a in Kampanien nahte dem 76jährigen Kaiser der
Tod, 14 n. Chr. „Nun klatschet Beifall", sagte der Sterbende zu
seinen Freunden, „denn ich habe meine Rolle gut gespielt!"
§ 141. Kaiser aus dem Hause des Augustus. Die Enkel des
Augustus, die Söhne seiner Tochter Julia, waren in blühendem Alter
vor ihm dahingestorben, und so folgte auf den alten Kaiser sein Stief-
söhn Tiberius. Die Regierung dieses Fürsten war anfangs
gerecht und milde, besonders gegen die Untertanen in den Provinzen.
Aber allmählich nahm er ein düsteres, argwöhnisches Wesen an, das
-ihn zu Härte und Grausamkeit verleitete. Seine letzten Lebensjahre
brachte er auf der schönen, jetzt durch ihre „blaue Meergrotte" be-
kannten Insel Eapri im Golf von Neapel zu. In Rom stieg während-
dessen die Macht der Leibgarde, und die Willkür ihrer Führer erfüllte
die Stadt mit Schrecken. Der greise Tiberius selbst endete auf einer
Reise in dem Hafenorte Mis6num durch Meuchelmord.
Die beiden folgenden Kaiser waren verächtliche Herrscher. Sie
wurden aber an Schlechtigkeit übertroffen von Nero. Dieser kam
schon mit 17 Jahren auf den Thron. Anfänglich regierte er gut;
um so schlimmer war später sein Wüten. Die abgöttische Verehrung,
die man den Kaisern überhaupt erwies, verwirrte ihm, wie so man-
chem seiner Nachfolger, den Sinn und machte ihn aus einem Menschen