Full text: Für die Klassen 7 und 6 (Teil 1)

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Lebensbilder aus der Weltgeschichte. 
weit auseinander und waren nicht gewohnt, sich als ein Reich zu be- 
trachten. In allem sollte der junge Kursürst helfen, und er tat es mit 
sester Entschlossenheit und großer Tatkraft. Zunächst mußte er sich ein 
tüchtiges Heer schassen, um den Feinden entgegenzutreten; bald hatte er 
auch 8000 Mann zusammen, das erste stehende Heer in seinem Staate, 
der Ansang unsres berühmten preußischen Heeres. Mit dessen Hilfe ge- 
lang es ihm, im Westfälischen Frieden folgende Länder für sich zu er- 
werben: Hinterpommern bis zur Oder, das Erzbistum M a g d e - 
bürg, zu dem auch Halle gehörte, und die Bistümer Minden, 
H a l b e r st a d t und K a m m i n. 
Des Kur- Doch es galt jetzt, allen diesen Ländern und den unglücklichen Be- 
Sorge^für bohnern, welche durch den Krieg so viel gelitten hatten, gründlich zu 
das Land, helfen. Hierin fand der Kurfürst eine fürsorgliche und liebevolle Unter- 
stützung durch seine Gemahlin Luise Henriette, die Tochter des 
ihm so eng befreundeten Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, 
mit der er sehr glücklich lebte. Sie war eine zarte und sanfte Frau, oft von 
schwacher Gesundheit, aber so voll Liebe zu ihrem Gatten, daß sie ihn 
aus seinen vielen Reisen und sogar auf den Feldzügen begleitete. Beide 
halfen, wo sie konnten, und heilten so die Wunden des Krieges bald. 
Der Acker wurde wieder bestellt, der Obst- und Gemüsebau angefangen, 
die ersten Kartoffeln gepflanzt, der Handel geschützt. In Oranienburg, 
das ihr zu Ehren so genannt war, legte die Kurfürstin eine Muster- 
Wirtschaft nach holländischem Vorbild an und gründete dort das noch 
heute bestehende Waisenhaus. In Kolberg schuf der Kurfürst sogar eine 
kleine Flotte, mit der er in Afrika die Kolonie „Groß Friedrichsburg" 
an der Küste von Guinea erwarb. 
Kampf Dies alles vermehrte das Ansehen des kleinen Staates und den 
Schwedern Ruhm seines Herrschers, so daß manche Fürsten und sogar der deutsche 
Kaiser ihn neidisch ansahen. Aber Friedrich Wilhelm bewies ihnen, daß 
er nicht nur für sein Land sorgte, sondern auch ein echt deutscher Mann 
war, der die Ehre seines größeren Vaterlandes Deutschland hochschätzte. 
In Frankreich regierte damals ein kändergieriger, ruhmsüchtiger König, 
Ludwig XIV., dessen Bestreben dahin ging, sich die Länder am 
Rhein zu erobern. Er bedrohte Holland und hoffte, sich dies Land 
zu unterwerfen. Der Große Kurfürst eilte seinem Verwandten zu Hilfe 
und schadete den Franzosen mit seinen tüchtigen Soldaten sehr. Um diesen 
gefährlichen Gegner am Rhein loszuwerden, lockte Ludwig XIV. die 
alten Feinde Brandenburgs, die Schweden, welche Vorpommern be- 
saßen, in die Mark. Plündernd und raubend kamen sie angezogen und
	        
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