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Zeit trübsinnig gemacht, so daß er an seinem ferneren Fortkommen
verzweifelte und manchmal sogar äußerte, er wolle sich selbst ein
Leid antun und seinem elenden, trostlosen Leben ein Lnde machen.
Da half denn auch kein Zureden von seiten seiner Frau, die sonst
immer aufgeräumten Sinnes war, und alle Trostgründe seiner
Freunde, weltliche und geistliche, verschlugen nichts und machten
ihn nur schweigsamer und trübseliger.
Der geneigte Leser wird denken, da sei es kein Wunder ge¬
wesen, daß denn zuletzt auch die Frau all ihren Akut und ihre
Freude verloren habe. Es hatte aber mit ihrer Traurigkeit eine
ganz eigene Bewandtnis, wie wir bald hören werden.
Als der Mann sah, daß auch sein Weib trauerte und nun fort¬
eilte, hielt er sie an und sprach: „Zch laß dich nicht aus der Stube,
bis du mir sagst, was dir fehlt." Sie schwieg noch eine weile;
dann aber tat sie den Mund auf, und indem sie einen tiefen Seufzer
holte, sprach sie: „Ach, lieber Mann! Ls hat mir heute nacht ge¬
träumt, unser lieber Herrgott sei gestorben, und die lieben Lngelein
seien ihm zur Leiche gegangen." „Linfalt," sagte der Mann, „wie
kannst du denn so etwas Albernes für wahr halten oder auch nur
denken? Herzlieb, bedenk doch, Gott kann ja nicht sterben." Da
erheiterte sich plötzlich das Gesicht der guten Frau, und indem sie
des Mannes beide Hände erfaßte und zärtlich drückte, sagte sie:
„Also lebt er noch, der alte Gott!" „Za, freilich!" sprach der
Mann; „wer wollte denn daran zweifeln?" Da umfing sie ihn
und sah ihn an mit ihren holdseligen Augen, aus denen Zuversicht
und Friede und Freudigkeit strahlte, und sie sprach : „Li nun,
Herzensmann, wenn der alte Gott noch lebt, warum glauben und
vertrauen wir denn nicht auf ihn, der unsere Haare gezählt hat
und nicht zuläßt, daß eins ohne sein wissen ausfalle, der die Lilien
des Feldes kleidet und die Sperlinge ernährt und die jungen Raben,
die nach Futter schreien!"
Bei diesen Worten geschah es dem Manne, als fielen ihm
plötzlich Schuppen vom Auge, und als löste sich das Lis, das sich
um sein Herz gelegt hatte. Gr lächelte zum ersten Male wieder
nach langer Zeit und dankte seinem frommen, lieben Weibe für die
Lift, die sie angewandt hatte, um seinen toten Glauben an Gott zu
beleben und das Zutrauen zu ihm hervorzurufen. Und die Sonne
schien nun noch freundlicher in die Stube auf das Antlitz zufriedener
Menschen, und die Lüfte wehten erquicklicher um ihre verklärten
Wangen, und die Vögel jubilierten noch lauter in den Dank ihrer
Herzen gegen Gott. Ludwig Aurbacher.