Die Abschriften der Mönche blieben dagegen liegen. Dies
machte die heiligen Vater, die sich bisher viel Geld mit
solcher Arbeit erworben hatten, so ungehalten auf Faust,
daß sie ihn für einen Schwarzkünstler, und seine Kunst
für eine Eingebung des Satans ausschrien. So entstand
zu Paris ein heftiger Streit zwischen Faust und den Mön¬
chen, die ihn anklagten und ihn gern auf den Scheiterhau¬
fen gebracht hatten. Faust fand daher für rathsam, sich
bei Nacht und Nebel mit Allem, was er hatte, aus dem
Staube zu machen. Niemand wußte, was so plötzlich aus
ihm geworden war; daher verbreiteten die Klosterbrüder in
der Stadt die Sage, es habe ihn lebendig der Teufel ge¬
holt. So soll das Mahrchen vom Doctor Faust ent¬
standen seyn. Allein, der wahre Doctor Faust, auf
dessen Geschichte sich Göthe's Trauerspiel gründet, lebte im
sechzehnten Jahrhundert, und war ein liederlicher Student,
der die reiche Erbschaft seines Oheims verschwendete, und
sich nachher, als Magister, Geld durch einen Bund mit
dem Teufel zu verschaffen suchte.
Der Buchdrucker Faust starb schon im Jahr 1466
an der Pest zu Paris, wohin er in der Folge seines Han¬
dels wegen zurückgekehrt war. Sein Gehülfe Peter
Schöffer setzte nun zu Mainz seine Geschäfte mit dem
glücklichsten Erfolge für sich allein fort. Nicht lange be¬
hielt er aber ganz allein den Gewinn davon; denn da er
vieler Arbeiter zum Setzen, Drucken, Stempelschneiden,
Schriftgießen bedurfte, so konnte seine Kunst nicht lange
ein Geheimniß bleiben. Seine Leute zerstreuten sich und
legten, von Gelehrten und wohlhabenden Personen unter¬
stützt, noch viele andere Druckereien, nicht nur in Deutsch¬
land, sondern auch in Frankreich und Italien an.
Jetzt wurden nun viel eifriger als vorher Bücher ge¬
schrieben, gelesen, gekauft, gesammelt, Andern mitgetheilt;