Full text: Der geographische Unterricht

— 137 — 
hat sie etwas Dictatorisches; ihre Jrrthümer sind daher um so verführerischer 
und schädlicher"^) Die Richtigkeit einer Karte besteht in der möglichsten 
Übereinstimmung der Umrisse und sonstigen Angaben mit der Wirklichkeit, 
ferner in der wohlgelungenen Charakteristik der Landesbeschaffenheit, endlich 
in der entsprechenden Rechtschreibung der vorkommenden Namen. Freilich 
kann die Richtigkeit nur eine relative sein, da Landesgrenzen, Fluß- und 
Küstenlinien u. dgl. generalisirt, Wasserläuse breiter angegeben, Berge uud 
anderweitige Erhebungen mit Hinweglassnng der Thäler in eine gemeinsame 
Erhebungsform verschmolzen werden müssen. Doch darf das Generalisiren 
nicht zu weit gehen, und ein Fluß muß alle charakteristischen Krümmungen 
enthaltend) — Die Karte muß ferner — namentlich die Wandkarte — so 
groß als möglich und darf nicht mit Namen überladen seind) Doch 
muß sie die wichtigsteu Namen ausnehmen, muß sich für die Gebirgs-, 
Fluß- und Städtenamen einer besonderen Schrift befleißigen und muß 
insbesondere die Vertheilung der Hoch- und Tiefländer, die Bewäsfernngs- 
Verhältnisse und Küstengestaltungen zu einer deutlichen Darstellung 
bringen. Viele Schulkarten legen auf die Darstellung der politischen Ver- 
Hältnisse leider noch zu großes Gewicht. 
e. Um die Terrainbildung eines Landes recht genau hervortreten zu 
lassen, doch so, daß der Darstellung der politischen Verhältnisse dadurch kein 
Eintrag geschieht, hat man neuerdings in Schulatlanten die wichtigsten Erd- 
räume mit je zwei Karten bedacht, einer Terrain- und einer politischen 
Karte. Die erstere macht es sich zur Aufgabe, die horizontale und vertikale 
Gliederung, fowie die Bewässerung des betreffenden Landes so plastisch als 
möglich vorzuführen; das Hochland ist in der Regel weiß, das Tiefland gelb 
oder grün und das Meer blau dargestellt. Die politische Karte dagegen 
läßt alle vertikale Gliederung unberücksichtigt, bringt aber die politische Ein- 
theiluug des Landes in Provinzen und Kreise und die topographischen Ver- 
Hältnisse desselben zur Anschauung. In dieser Weise ist der Atlas von 
Liechtenstern uud Dr. Henry Lange (Braunschweig, Westermann) gear- 
beitet, der für den Schulunterricht die wärmste Empfehlung verdient. Elegant 
ausgestattete, die geographischen Verhältnisse anschaulich uud richtig darstel- 
lende Karten enthalten auch die Atlanten von Sydow, Stieler und 
Kiepert. Doch möchte der Lange'sche Atlas für didaktische Zwecke in der 
That der geeignetste sein. Mit methodischem Verständniß ausgewählten Stoff 
enthält ferner der Weitste in 'sche Schulatlas (Zürich 1875), der vorzugsweise 
die Verhältnisse der Schweiz berücksichtigt. Für einfache Volksschulen bietet 
Debes' Kleiner Schulatlas (Leipzig 1877) ein recht zweckmäßiges Lehr- 
mittel dar. 
Trunk stellt in seiner Abhandlung „über die Anschaulichkeit des geo- 
graphischen Unterrichts" p. 22 ff. an einen Schulatlas folgende Anfor- 
Gerungen: 1) Er darf nur folche Karten enthalten, welche wirklich gebraucht 
werden. 2) Seine Karten dürfen nicht mehr enthalten, als in der Schule 
verarbeitet werden kann. 3) Die Schrift auf den Karten muß groß, leicht 
1) Ritter, Allgemeine Erdkunde 27. — 2) Trunk. Ueber die Anschaulichkeit 
des geographischen Unterrichts 10 ff. (Wien 1878). — 3) „Nur leer erscheinende 
Karten prägen sich dem Gedächtnisse ein/' Alex. v. Humboldt in einem Briefe an 
C. Vogel in Leipzig. „Es muß bei der Kartenzeichnung für die Schule als erster 
Grundsatz gelten, nicht so viel sondern so wenig als möglich zu geben." Dr. 
Henry Lange (Vorrede zu seinem Atlas).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.