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hat sie etwas Dictatorisches; ihre Jrrthümer sind daher um so verführerischer
und schädlicher"^) Die Richtigkeit einer Karte besteht in der möglichsten
Übereinstimmung der Umrisse und sonstigen Angaben mit der Wirklichkeit,
ferner in der wohlgelungenen Charakteristik der Landesbeschaffenheit, endlich
in der entsprechenden Rechtschreibung der vorkommenden Namen. Freilich
kann die Richtigkeit nur eine relative sein, da Landesgrenzen, Fluß- und
Küstenlinien u. dgl. generalisirt, Wasserläuse breiter angegeben, Berge uud
anderweitige Erhebungen mit Hinweglassnng der Thäler in eine gemeinsame
Erhebungsform verschmolzen werden müssen. Doch darf das Generalisiren
nicht zu weit gehen, und ein Fluß muß alle charakteristischen Krümmungen
enthaltend) — Die Karte muß ferner — namentlich die Wandkarte — so
groß als möglich und darf nicht mit Namen überladen seind) Doch
muß sie die wichtigsteu Namen ausnehmen, muß sich für die Gebirgs-,
Fluß- und Städtenamen einer besonderen Schrift befleißigen und muß
insbesondere die Vertheilung der Hoch- und Tiefländer, die Bewäsfernngs-
Verhältnisse und Küstengestaltungen zu einer deutlichen Darstellung
bringen. Viele Schulkarten legen auf die Darstellung der politischen Ver-
Hältnisse leider noch zu großes Gewicht.
e. Um die Terrainbildung eines Landes recht genau hervortreten zu
lassen, doch so, daß der Darstellung der politischen Verhältnisse dadurch kein
Eintrag geschieht, hat man neuerdings in Schulatlanten die wichtigsten Erd-
räume mit je zwei Karten bedacht, einer Terrain- und einer politischen
Karte. Die erstere macht es sich zur Aufgabe, die horizontale und vertikale
Gliederung, fowie die Bewässerung des betreffenden Landes so plastisch als
möglich vorzuführen; das Hochland ist in der Regel weiß, das Tiefland gelb
oder grün und das Meer blau dargestellt. Die politische Karte dagegen
läßt alle vertikale Gliederung unberücksichtigt, bringt aber die politische Ein-
theiluug des Landes in Provinzen und Kreise und die topographischen Ver-
Hältnisse desselben zur Anschauung. In dieser Weise ist der Atlas von
Liechtenstern uud Dr. Henry Lange (Braunschweig, Westermann) gear-
beitet, der für den Schulunterricht die wärmste Empfehlung verdient. Elegant
ausgestattete, die geographischen Verhältnisse anschaulich uud richtig darstel-
lende Karten enthalten auch die Atlanten von Sydow, Stieler und
Kiepert. Doch möchte der Lange'sche Atlas für didaktische Zwecke in der
That der geeignetste sein. Mit methodischem Verständniß ausgewählten Stoff
enthält ferner der Weitste in 'sche Schulatlas (Zürich 1875), der vorzugsweise
die Verhältnisse der Schweiz berücksichtigt. Für einfache Volksschulen bietet
Debes' Kleiner Schulatlas (Leipzig 1877) ein recht zweckmäßiges Lehr-
mittel dar.
Trunk stellt in seiner Abhandlung „über die Anschaulichkeit des geo-
graphischen Unterrichts" p. 22 ff. an einen Schulatlas folgende Anfor-
Gerungen: 1) Er darf nur folche Karten enthalten, welche wirklich gebraucht
werden. 2) Seine Karten dürfen nicht mehr enthalten, als in der Schule
verarbeitet werden kann. 3) Die Schrift auf den Karten muß groß, leicht
1) Ritter, Allgemeine Erdkunde 27. — 2) Trunk. Ueber die Anschaulichkeit
des geographischen Unterrichts 10 ff. (Wien 1878). — 3) „Nur leer erscheinende
Karten prägen sich dem Gedächtnisse ein/' Alex. v. Humboldt in einem Briefe an
C. Vogel in Leipzig. „Es muß bei der Kartenzeichnung für die Schule als erster
Grundsatz gelten, nicht so viel sondern so wenig als möglich zu geben." Dr.
Henry Lange (Vorrede zu seinem Atlas).