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Das alte Griechenland und seine Bewohner.
Noch heute stehen auf griechischem Boden solche Tempelreste; noch
heute gräbt man aus altem Schutt solche Götterbilder heraus, und wenn
auch dem einen der Kopf, dem anderen Arme oder Beine fehlen, sie sind
trotzdem von höchstem Werte und werden in den Museen ausgestellt
Die hohen Götter wohnten — so glaubten die Griechen — auf dem
Berge Cüjntp, dessen Gipfel in die Wolken ragte. Hier lebten die Himm-
tischen herrlich und in Freuden, tranken Nektar und aßen Ambrosia.
Der höchste und mächtigste Gott war Zeus (Juppiter)*, der
Herrscher des Himmels. Blitz, Donner und Regen kamen von ihm; ward
er zornig, so erbebte die Erde, lächelte er, so heiterte sich der Himmel
auf. Hera (Juno) stand ihm als Gemahlin zur Seite.
Über das Meer gebot Poseidon (Neptun); mit seinem Dreizack
wühlte er die Wogen auf; Hades (Plnto) bewahrte die Seelen der Ver-
storbenen in der Unterwelt. Die sanfte Temetcr (Ceres) gab dem Felde
Fruchtbarkeit und dem Landmann reiche Ernte; Hcstia (Vesta) hielt alles
Unglück von Haus und Familie fern; auch schirmte sie die Flüchtlinge
und Verfolgten, die am Herde Schutz suchten.
Kluge und tapfere Männer, sowie verständige und kunstfertige Frauen
standen unter dem Schutze der Pallas Athene (Minerva), die gewappnet
dem Haupte des Zeus entsprungen war. Sie hatte die Griechen das
Spinnen und Weben gelehrt und ihnen den nützlichen Ölbaum gegeben.
Saitenspiel und Gesang, die Gabe zu dichten und zu weissagen kam von
Apollon (Apollo), dem jugendlich schönen Gotte des Lichtes. Seine
Schwester Artemis (Timm) war die Göttin der Jagd; mit goldenem
Bogen durcheilte sie die wildreichen Wälder. Über das Feuer wachte der
hinkende Hephiistos (Vulcan). ein kunstreicher Schmied, der seine Werkstätte
int Innern t>. s Ätna aufgeschlagen hatte. Die wilden Krieger siebten zu
AreS (Mars) um Steg. Den Liebenden war die durch Schönheit aus-
gezeichnete Aphrodite (Leuns) eine Beschützerin. Hermes (Mereur)
endlich behütete den Kaufmann und die Wege, auf denen er mit feinen
Waren dahinzog; zudem eilte er in seinen Flügelschuhen zur Erde her-
nieder, um Befehle der Götter auszurichten.
*
Sonst ließen die Himmlischen ihren Willen durch weissagende Priester
Das Orakel zu oder Priesterinnen verkünden. Das geschah besonders in dem Orakel des
Delphi. Apollou zu Telphl. Dort erhob sich ein Tempel über einem Erdspalt,
dem Schwefeldämpfe entströmten. An bestimmten Tagen wurde ein gol-
* Die eingeklammerten Namen sind die römischen Bezeichnungen.