Full text: Grundriß der Alten Geschichte für den ersten Unterricht an höheren Lehranstalten

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in die innern Angelegenheiten der Verbündeten einzugreifen. Es be¬ 
günstigte die Herrschaft der Adligen gegen das Bürgertum und 
suchte die Macht der Tyrannen zu stürzen, die sich im 7. und 6. 
Jahrhundert in den meisten griechischen Staaten zu Führern des 
Volkes aufgeworfen hatten. Die Tyrannen brachten Künste und 
Wissenschaften zu einer schönen Entfaltung, auch sorgten sie für die 
Hebung des Wohlstandes im Volke, doch waren die Mittel, wodurch 
sie ihre Stellung behaupteten, oft verwerflicher Art. Am glänzend¬ 
sten regierte der Tyrann Periander in Korinth um 600, da er 
ebenso auf die Pflege der Dichtkunst (die Erzählung von Arion) wie 
aus die Hebung des Handels bedacht war. Korinth wurde unter 
ihm erste Seemacht des Peloponnes. Ein anderer berühmter Tyrann 
war Polykrates von Samos, der sich durch Bündnisse (mit Amasis 
von Aegypten) vor seinen Feinden schützte, viele Städte und Inseln 
unterwarf, aber durch Habsucht fiel. In Athen kam Pisistratus 
zur Herrschaft (§ 15, 1.) 
Vor der Herrschaft der Tyrannen waren nach dem Falle der 
Königshäuser die Adligen (Eupatriden) in den hellenischen Staaten 
zu Macht und großem Ansehn gelangt. Sie sprachen das Recht und 
verwalteten das Priesteramt. Jetzt gelang es den Adelsgeschlechtern 
mit Hilfe Spartas die Macht der Tyrannen zu brechen, ob¬ 
wohl sich dieselben unter einander und mit fremdländischen Staaten 
verbunden hatten. Dennoch vermochten die Adligen nicht ihr Regi¬ 
ment zu erneuern, da das Volk stark genug war, nach der Tyrannen- 
Herrschaft die republikanische Verfassung durchzusetzen, in welcher 
das Volk (Demos) sich selbst die Gesetze gab (Demokratie). 
§ 14. Athen. 
1. Die Geschichte Attikas beginnt mit Theseus, der die 12 
getrennten Gemeinwesen Attikas zu einem Staate vereinigte und 
Athen zur Hauptstadt des Landes erhob. Der Angriff der Dorier 
ward durch den Opfertod des Kodrus 1066 gebrochen, worauf das 
attische Königtum erlosch. Die Zuwanderung flüchtiger Adelsge¬ 
schlechter verschaffte dem attischen Adel in jener Zeit der Wanderun¬ 
gen ein so bedeutendes Uebergewicht, daß sie das Königtum in ein 
lebenslängliches und erbliches Archontat verwandelten, welches der 
ältere Sohn des Kodrus, Medon, zuerst verwaltete. Nachdem man
	        
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