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hinüber. Die nun folgenden Australischen Alpen haben sw. Richtung. Sie bestehen
aus mehreren breiten Ketten mit welliger Oberfläche und steilen Rändern. Die höchste Er-
Hebung bildet die Kosziuskogruppe, eine Reihe waldloser, mit Alpenmatten bedeckter
Gipfel, unter denen der Mount Townsend (mannt taunsend) 2240 m erreicht. „Wie
die meisten andern Hochgipfel der Anstralalpen, die etwa mit den Buckeln des Schwarz-
Waldes verglichen werden können, zeigt er flache, abgerundete Formen und ragt als breite
Kuppe nur wenig über den plateauarligen Gebirgsrücken empor. Überhaupt ist der Name
Australische Alpen insofern nicht glücklich gewählt, als er durchaus nicht dem kühnen Bilde
entspricht, das man mit dem Namen Alpen zu verbinden Pflegt. Denn in Wirklichkeit
haben die Australalpeu nichts Hochgebirgshastes an sich, da tiefe Engschluchten oder Klammen,
scharfe Spitzen und zackige Grate kaum vorkommen. Vielmehr ist als Zeichen hohen Alters
die Abrundung der Oberflächenformen für das Gebirge bezeichnend, so daß alle Gipfel leicht
zugänglich sind und von den sanft geneigten Gehängen der schmalen Talsohlen aus fast
sämtlich zu Pferd erreicht werden können" (Hassert). Doch sind die Gipfel bei der feuchten,
niederschlagsreichen Witterung den größten Teil des Jahres mit Schnee bedeckt. An die
Auftralalpen schließt sich das ganz nach W. unibiegende Bergland von Viktoria an,
das mit niedrigen Ausläufern endet. Sein höchster Punkt erreicht Brockenhöhe. Es ist ein
mit mannigfachen Nawrreizen ausgestattetes Gebirgsland mit erloschenen Feuerbergen und
Kraterseen, reich an Wald und Wasser.
2. Das Australische Tiefland erstreckt sich in ns. Richtung quer durch den
ganzen Erdteil. Niedrige Höhenzüge gliedern es in drei Abschnitte: das Strom-
gebiet des Murray-Darling im S.-O., das abflußlose Becken um den Eyresee
im S.--W. und'das Tiefland um den Karpentariabusen.
a) Das Tiesland des Murray-Darling, ein Gebiet von der anderthalb-
fachen Größe Deutschlands, wird im W. durch die ns. streichende Flinderskette
abgegrenzt. Der Boden besteht überwiegend aus kalkigen, durchlässigen Ab-
lagernngen der Kreide- und der Tertiärzeit. Das Tiefland ist das einzige
Gebict Australiens, das ein großes Stromsystem aufzuweisen hat. Als Haupt-
fluß gilt der Mnrray (mörre), während der zwar längere, aber wasserärmere
Darling als Nebenfluß betrachtet wird. Das Einzugsgebiet dieser Flüsse übertrifft
an Größe (910000 qkm) das der Donau, die Wasserführung ist aber ungleich
geringer. Zwar liefert das Gebirge, worin die meisten Flüsse entspringen, den
Oberläufen das ganze Jahr hindurch Wasser. Aber das Becken ist arm an
Niederschlägen, und der durchlässige, zerklüftete Kalkboden, die in den trockenen,
heißen Sommern außerordentlich starke Verdunstung und die zahlreichen künst-
lichen Bewässerungsanlagen entziehen den Flüssen soviel Wasser, daß die meisten
in der regenlosen Zeit zu kleinen Rinnsalen zusammenschrumpfen, sich in eine
Reihe nnzusammenhängender Wassertümpel auflösen oder auch ganz austrocknen.
Nur der Murray ist das ganze Jahr hindurch schiffbar.
Der Murray <,1630 km) entspringt in den Australischen Alpen, dem an Nieder-
schlagen reichsten Gebiete des Gebirges, und durchfließt das Tiefland in vorwiegend nw.
Richtung. Er mündet in einen großen, aber flachen Strandsee, der durch eine schmale
Nehrung vom Meere abgeschlossen ist. Die enge Mündung ist durch eine Sandbarre ver-
sperrt und für Schiffe nur schwer zugänglich. Daher fehlt auch hier eine größere Handels¬