Full text: Hilfsbuch für die Geschichtserzählungen in Sexta und Quinta

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Öfen zu zerstören. Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine, einem 
der größten Fortschritte, den die Menschen je genmcht haben, sind die 
Steinkohlen in ihre volle Bedeutung eingetreten. 
Eine seltsame, großartige Pflanzenwelt wuchs in der Urzeit, als nock ' 
keines Menschen Fuß auf der Erde wandelte, in heißer Luft aus feuchtem 
Boden hervor. Riesige Farnkräuter, Schachtelhalme und Bärlappe, ohne 
farbige Blüten, ohne saftige Fruchte, schossen in einer Größe und Stärke 
auf, wie sie jetzt unsere höchsten Fichten zeigen. Dieses Riesengcfchlecht 
von Pflanzen ist untergegangen. Meeresfluten haben die gewaltigen 
Stämme umgestürzt, sic in Buchten zusammengeschwemmt und mit Gestein 
und Erdmassen bedeckt. Durch die Wärmeausstrahlung des damals nocb 
heißeren Erdbodens und den Druck der auf ihnen lagernden Lasten sind 
sie dann allmählich verkohlt. So haben sie die Steinkohlenlager gebildet. 
Scheinbar sind die Kohlen nichts als Mineralien, aber bald erkennt man, 
daß sie pflanzlichen Ursprungs sind. Häufig finde» sich bei ihnen Ab¬ 
drücke von Farnkräutern oder Stücke, die sofort als Teile solcher Ge¬ 
wächse zu erkennen sind, ja manchmal noch deutlich wahrzunehmende 
ganze Baumstämme. 
Wunderbar! Die Pflanzenwelt, welche vor vielleicht Millionen von 
Jahren unsere Erde schmückte, bildet jene unterirdischen Vorratskammern, 
die mit ihrem Überflüsse da aushelfen, wo das Holz auf der Oberfläche 
der Erde nicht mehr auszureichen vermag. — Alte Sagen erzählen uns 
von wohlthätigen Geisterchen, die aus den dunklen Tiefen der Erde an 
das Tageslicht emporstiegen und den Menschen bei ihrer Arbeit mit 
Zauberhänden halfen. Die Kohlen, die schwarzen kleinen Gesellen aus 
der Unterwelt mit ihren rußigen Röcklein, sie sind die freundlichen und 
zu tausend Dingen geschickten Gnomen, welche uns rastlos helfen, die un 
endlich mannigfaltigen Erzeugnisse unseres heutigen Gewerbfleißes hervor 
zubringen. Sie führen unsere Dampfschiffe und Dampfwagen rasch über 
Meer und Land, so daß wir mit Leichtigkeit die weitesten Reisen unter 
nehmen oder, wenn wir in der Ferne weilen, bald die Heimat und unsere 
Lieben wiedersehen können. Sie erwärmen behaglich unsere Wohnräume: 
sie, die Kinder der Finsternis, verwandeln in unseren Zimmern und Läden, 
auf unseren Straßen und Märkten die dunkle Nacht in den leuchtenden 
Tag: ja sie wissen in den mancherlei prächtigen Anilinfarben, die sie 
zauberisch schaffen, uns ihre schwarze Abkunft ganz vergessen zu lassen. 
In den Steinkohlen reichen sich Vergangenheit und Gegenwart, Oberwelt 
und Unterwelt freundlich die Hand. 
Wohl uns, daß die drei dem Menschen unentbehrlichsten Mineralien 
auf der Erde so weit verbreitet und in geradezu unerschöpflichen Mengen 
vorhanden sind! Unvermindert umspült wie vor Jahrtausenden so nock, 
jetzt die salzige Meerflut die Länder, und im Innern der Erde wird 
ein niächtiges Salzlager nach dem andern erschlossen. — Großbritanniens, 
Schwedens, Norwegens, Deutschlands und anderer Länder Eiscngrubeu 
sind noch lange nicht ausgebeutet, und ungeheure Schätze dieses Metalls 
schlummern noch im Gestein, des Augenblicks harrend, wo sie gehoben 
werden. — Die Steinkohlen endlich fehlen fast keinem Lande der Erde, 
obgleich hinsichtlich der Menge und Mächtigkeit der Kohlenlager der größte
	        
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